Gardes/Bagram/Washington - Mit neuerlich verstärkten Luftangriffen auf Stellungen mutmaßlicher muslimischer Extremisten im Osten des Landes haben die USA am Donnerstag ihre bisher größte Bodenoffensive in Afghanistan begleitet. Ein US-Militärsprecher sagte, am Mittwoch hätten Bodenverbände etwa hundert Al-Qa'ida- und Taliban-Kämpfer getötet.

Die US-Streitkräfte verlegten rund 300 zusätzliche Soldaten sowie 17 weitere Kampfhubschrauber und mehrere Kampfjets in die Region in der Provinz Paktia. Damit reagierten sie auf einen Zustrom an Al-Qa'ida- und Taliban-Kämpfern, hieß es. US-Angaben zufolge hatte sich die Situation seit Beginn der Offensive am Samstag verschärft, weil örtliche Stammesführer zum "Heiligen Krieg" gegen die Amerikaner aufgerufen hätten. Inzwischen seien aber alle Wege ins Kampfgebiet abgeriegelt, sagte ein mit den USA verbündeter örtlicher Kommandeur.

Zahl unterschätzt

Nach Angaben des Kommandanten der "Operation Anaconda", Generalmajor Frank Hagenbeck, hatte man die Zahl der an der Grenze zu Pakistan verschanzten Al-Qa'ida-Kämpfern unterschätzt. Zu Beginn der Offensive sei man von 150 bis 200 ausgegangen, inzwischen rechne man mit 600 bis 700. Örtliche afghanische Verbündete der USA setzen die Zahl dagegen mit bis zu 2300 mehr als dreimal so hoch an.

Die USA selbst haben nach eigenen Angaben derzeit 1200 Soldaten in dem Kampfgebiet. Sie werden unterstützt von 200 ausländischen Sondereinsatzkräften, darunter auch Soldaten der Bundeswehr, sowie von rund 800 afghanischen Kämpfern.

Der US-Geheimdienst habe unterdessen Versuche von Al-Qa'ida-Zellen in Pakistan beobachtet, sich für Angriffe auf westliche Interessen neu zu formieren, verlautete aus Washington. Demnach sollten an der afghanischen Grenze neue Widerstandsnester aufgebaut werden. Dabei wird offenbar das auch das Internet genutzt. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bestätigte, dass entsprechende E-Mails abgefangen worden seien. (Reuters, AP, red)


Explosion unerklärlich

Berlin - Eine Kommission wird den Unfall in Kabul untersuchen, bei dem drei dänische und zwei deutsche Soldaten der UNO-Truppe bei der Entschärfung von Flugabwehrraketen ums Leben kamen. Dies kündigte der deutsche Verteidigungsminister Rudolf Scharping am Donnerstag an. Laut Generalinspekteur Harald Kujat befanden sich zum Zeitpunkt der Explosion die Zünder "in erheblichem Abstand" von den zur Sprengung vorbereiteten Raketen: "Es ist etwas Unvorhergesehenes eingetreten, das wir uns nicht erklären können." (afs, DER STANDARD, Printausgabe, 8.3.2002)