Zagan - Das Nato-Manöver nennt sich "Strong Resolve" (Feste Entschlossenheit) und findet derzeit in Norwegen und Polen statt. Bei der bisher größten Militärübung, die im Rahmen der "Nato-Partnerschaft für den Frieden" (PfP) über die Bühne ging, nehmen rund 40.000 Soldaten aus 26 Nationen teil. Während in Norwegen ein typischer Bündnisfall des Nordatlantikpaktes mit Beistandspflicht der Paktstaaten geübt wird, stehen die rund 13.000 Soldaten in Polen vor der Aufgabe, eine friedenserhaltende Mission zu proben.

Für das österreichische Heer, das über 500 Mann nach Polen verlegt hat, ist das PfP-Manöver gleich eine zweifache Premiere: Erstmals ist mit Brigadier Klemens Hofmeister ein Österreicher Kommandant einer multinationalen Einheit. Hofmeister führt im Übungsgebiet nahe der schlesischen Kleinstadt Zagan eine Einheit, der neben Österreichern auch Soldaten aus Finnland, Deutschland, der Slowakei, Rumänien und Polen angehören. Das Bundesheer erprobe die Zusammenarbeit "mit unseren ehemaligen Todfeinden", formuliert Hofmeister.

Ebenso neu ist aus Sicht des Heeres, dass man mit schwerem Gerät im Ausland unterwegs ist. 18 Kampfpanzer "Leopard", zwölf "Saurer"-Schützenpanzer und zwei "Kürassiere" sind im Einsatz. Die Gesamtkosten werden auf über 1,8 Millionen Euro geschätzt.

Balkan-Konflikt-Muster

Übungsannahme sind ethnische und wirtschaftliche Konflikte zwischen zwei Volksgruppen mit Unabhängigkeitsbestrebungen und bewaffneten Konflikten. Auf Basis einer UN-Resolution wird eine internationale Truppe unter Nato-Kommando zur Durchsetzung von UN-Beschlüssen eingesetzt. "Das ist genau so wie im Kosovo", bringt der Leiter des 340 Mann starken Kampfverbandes Johann Hehenberger gegenüber dem STANDARD die Übungsannahme auf den Punkt.

Dahinter geht es für die Militärs freilich um wesentlich mehr. Vor allem mit dem Einsatz von Kampfpanzern wolle man beweisen, dass Österreich bei internationalen Friedensmissionen wie im Kosovo in der Lage sei, eine führende Rolle zu spielen, so Brigadier Hofmeister. Derzeit würden die amerikanischen und deutschen Einheiten bei bewaffneten Angriffen für den Schutz der Friedenstruppen im Kosovo sorgen. "Warum sollen wir das nicht selber machen?", umschreibt Hofmeister das erklärte Ziel für einen der nächsten internationalen Einsätze. Nach den bisherigen Erfahrungen in Polen wären die Österreicher sowohl von der militärischen Stärke der Panzertruppen als auch vom Ausbildungsstand der Kommandanten in der Lage, bei Friedensmissionen als Führungsnation aufzutreten.

Überschattet wird das Nato-Großmanöver, das noch bis 15. März dauert, vom tragischen Tod zweier deutscher Bundeswehrsoldaten. Sie sind am Mittwoch mit einem Beiboot der Fregatte "Mecklenburg-Vorpommern" in der Ostsee gekentert und konnten nur mehr so stark unterkühlt geborgen werden, dass sie trotz sofortiger ärztlicher Hilfe starben.

(DER STANDARD, Printausgabe, 8.3.2002)