Washington/Palm Beach - Der katholische Bischof von Palm
Beach im US-Bundesstaat Florida, Anthony J. O'Connell, ist am Freitag
zurückgetreten und hat den sexuellen Missbrauch eines Minderjährigen
in den 70-er Jahren gestanden. Zuvor hatte eine Zeitung berichtet,
O'Connell habe einen damals 13-jährigen Schüler missbraucht, der bei
ihm wegen bereits erfolgten Missbrauchs durch andere Priester Hilfe
gesucht hätte. O'Connell gestand den Vorfall ein, führte ihn jedoch
auf das "Klima der 70-er Jahre" zurück, in dem viel von sexueller
Befreiung die Rede gewesen sei, berichtet die "New York Times"
(Samstagsausgabe). Der 63-jährige O'Connell ist der erste Bischof, der bei den nach
einem Missbrauchs-Skandal in Boston seit Wochen laufenden
Ermittlungen in der katholischen Kirche der USA zurücktritt. Der
Rücktritt des Bischofs wird erst durch die Annahme durch den Vatikan
rechtswirksam. O'Connell war 1999 von Papst Johannes Paul II. zum
Bischof von Palm Beach geweiht worden, als Nachfolger des wegen
sexuellen Missbrauchs Minderjähriger zurückgetretenen Bischofs Joseph
Keith Symons. Bereits 1996 hatte die Kirche wegen der
Missbrauchs-Vorwürfe gegen O'Connell einen außergerichtlichen
Vergleich mit Schweigepflicht getroffen. O'Connell betonte jetzt, die
Zuständigen im Vatikan hätten vor seiner Bischofsernennung nichts von
dem Fall gewusst.
"Sündhaft und kriminell"
Der Bischof hatte gemeinsam mit den anderen neun Bischöfen der
Erzdiözese Florida eine Erklärung unterschrieben, in der sexueller
Missbrauch als "sündhaft und kriminell" verurteilt wird. Diese
Erklärung war am Freitag auf der Internet-Seite der Katholischen
Konferenz Floridas veröffentlicht worden. Am selben Tag berichtete
die St.-Louis-Post über den Fall des heute 40-jährigen Christopher
Dixon, der von Bischof O'Connell, damals Rektor einer katholischen
Schule, missbraucht worden war.
Dixon berichtete, zwei Priester hätten ihn als 13-Jährigen in der
Schule missbraucht. Daraufhin habe er sich an Rektor O'Connell um
Hilfe gewandt. O' Connell habe ihm erklärt, er wolle ihm bei seiner
"sexuellen Verwirrung" helfen. Schließlich hätte sich der Rektor
nackt mit ihm ins Bett gelegt. Der Missbrauch habe sich die nächsten
vier Jahre fortgesetzt.
Dixon wurde später selber zum Priester geweiht, litt aber immer
mehr unter Depressionen. 1996 klagte er die drei Priester und die
Kirche und gab das Priesteramt auf. In einem außergerichtlichen
Vergleich hatte die Diözese 125.000 Dollar gezahlt, er wurde zum
Stillschweigen verpflichtet. Um andere vor O'Connell zu warnen, habe
er jedoch jetzt beschlossen, sein Schweigen zu brechen. "Ich bin kein
Katholik mehr", sagte Dixon der Zeitung. "Diese Heuchelei bringt mich
um." (APA)