Wien - Der Wettbewerb auf den Strom- und Gasmärkten hat sich nicht nur dämpfend auf die Preisentwicklung ausgewirkt und somit den Komsumenten genützt, auch die Energieversorger selbst haben davon profitiert. Das geht aus einer Studie hervor, die von der internationalen Management- und Informationstechnologie-Beratungsgesellschaft Cap Gemini Ernst & Young (CGEY) im vergangenen Herbst gemacht wurde. Das Unternehmen hat zwischen August und November weltweit mehr als 100 Entscheidungsträger aus der Energiebranche nach den Auswirkungen der Deregulierung befragt. In Österreich, wo im Gegensatz zu vielen anderen Ländern seit vergangenem Oktober auch Haushalte ihren Stromlieferanten frei wählen können, wurden Verbund und Wienstrom interviewt. "Schmerzhafte" Herausforderung Drei von vier der weltweit befragten Führungskräfte gaben an, der "Stromschock" sei zwar schmerzhaft, insgesamt aber positiv gewesen; die Herausforderung sei als Chance begriffen worden, unnötigen Speck zu verbrennen und die Unternehmen fit zu machen, sagte der CGEY-Geschäftsführer in Österreich, Peter Laggner, dem Standard. Die Energiekrise in Kalifornien, die im Westen der USA im Vorjahr zu einem Blackout bei der Stromversorgung geführt hat, wird von den Befragten als "Sonderfall" bezeichnet. Man habe daraus die Lehren gezogen, so was werde sich nicht mehr wiederholen. Kosteneinsparungen seien vor allem im Vertriebsbereich und in der Verwaltung realisiert worden. Allein der Verbund hat in Vorbereitung der Stromliberalisierung in den Neunzigerjahren Tausende von Jobs gestrichen. "Der Konsument hat das gar nicht gemerkt, das Unternehmen ist aber effizienter geworden", sagte Laggner. Allerdings sei die Mehrheit der Führungskräfte auch der Ansicht, dass es durch die Deregulierung schwieriger geworden sei, Gewinne zu schreiben. Starke Ausrichtung zum Kunden Um unter den neuen Rahmenbedingungen langfristig überlebensfähig zu sein, brauche ein Energieversorger neben einer klaren Strategie auch Flexibilität und Anpassungsfähigkeit im Unternehmensapparat. Das sei die übereinstimmende Meinung der Befragten gewesen. Weitere Kriterien zum Überleben seien eine starke Ausrichtung auf die Kunden, die nicht mehr Bittsteller sein wollten, sowie Leadership im Einsatz von IT-Systemen. (Günther Strobl, DER STANDARD, Printausgabe 12.3.2002)