Die Aufgaben, die auf die neue österreichische Finanzmarktaufsicht ab 1. April zukommen, sind nicht gerade unbedeutend: Die Aufsicht über alle Versicherungen, alle Geldinstitute und Banken, Pensionskassen, Investmentfonds, den Wertpapierhandel an der Börse und im Internet und die neuen Abfertigungskassen. Eine riesige Branche mit Hunderten Milliarden Euro an Veranlagungen. Eine Branche mit rund 150.000 Mitarbeitern. Eine Industrie, deren Güte über den Wohlstand der Bevölkerung und die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Wirtschaft mitentscheidet. Und: eine Branche, die etwa heuer von gewaltigen 105 Finanzmarktaufsehern überwacht werden soll. Für mehr als 900 Banken stehen dabei etwa 25 Aufseher zur Verfügung. Jeder Einzelne von ihnen muss damit rechnerisch 36 Banken pro Jahr überprüfen, womit bei 220 Arbeitstagen pro Jahr gerade sechs Tage pro Bank bleiben. Geht nur eine einzige Bank Pleite, trifft das Tausende Firmen und Zigtausende Sparer. Es muss keine Megabankenpleite sein. Es reicht bereits die Bank Burgenland, die durch ein völlig überfordertes Aufsichtssystem einen Schaden von fünf Milliarden Schilling "erwirtschaftete" - fast 18.000 Schilling pro Burgenländer oder das halbe Landesbudget eines Jahres. Der hohen volkswirtschaftlichen Bedeutung steht ein lächerliches Gesamtbudget von 15 Millionen Euro für die gesamte Finanzmarktaufsicht im Jahr 2002 gegenüber. Mitte der 90er-Jahre hafteten die Bankenaufseher noch privat für ihre Entscheidungen. So gesehen ist die neue Institution, die ihre Mitarbeiter versichern kann, ein Fortschritt. Dennoch klingt es wie ein Hohn, wenn der Finanzminister meint, Sparer-und Gläubigerinteressen seien nun bestmöglich geschützt. (DER STANDARD, Printausgabe 12.3.2002)