International
Karsai bittet Moskau um Hilfe beim Wiederaufbau Afghanistans
UNO beklagt Menschenrechts- verletzungen in Nordafghanistan
Moskau - Der afghanische Regierungschef Hamid Karsai
hat Russland am Dienstag um Hilfe beim Wiederaufbau seines Landes
ersucht. Der russische Außenminister Igor Iwanow äußerte sich bei
seinem Gespräch mit Karsai zufrieden über die Zusammenarbeit mit der
neuen afghanischen Führung. Beide Seiten unterzeichneten insgesamt 17
Abkommen über die Lieferung russischer Industriegüter und Hilfen beim
Wiederaufbau der Infrastruktur in Afghanistan. Russland, das die Taliban-Gegner militärisch unterstützt hat, will
Afghanistan auch beim Wiederaufbau der zerstörten Industrie und der
Entwicklung einer modernen Armee helfen. Außenamtssprecher Alexander
Jakowenko erklärte, sein Land sei bereit, Afghanistan bei der
Wiederherstellung von Industrieanlagen zur Seite zu stehen, die von
der damaligen Sowjetunion gebaut wurden.
Menschenrechtsverletzungen
Die UNO-Menschenrechtskommissarin Mary Robinson hat die Verfolgung
der paschtunischen Minderheit in Nordafghanistan beklagt.
Insbesondere in der Metropole Mazar-i-Sharif häuften sich Fälle von
Menschenrechtsverletzungen, sagte Robinson am Dienstag in der
pakistanischen Hauptstadt Islamabad. Paschtunische Frauen würden
vergewaltigt, Männer getötet und Häuser geplündert. Die Racheaktionen
der tadschikischen und usbekischen Mehrheit im Norden des Landes
müssten gestoppt und die Bevölkerung entwaffnet werden, forderte die
UNO-Menschenrechtskommissarin. ISAF-Truppen müssten aus diesem Grund
auch außerhalb der afghanischen Hauptstadt Kabul stationiert werden.
Die afghanische Interimsregierung in Kabul wies die Vorwürfe als
"übertrieben" und größtenteils "unwahr" zurück, kündigte aber
zugleich die Einsetzung einer Untersuchungskommission an. Dieser
sollten die Minister für Religion, Grenzsicherung und Industrie
angehören, sagte ein Kabinettssprecher in Kabul. Regierungschef
Karsai habe das Thema bereits mit den Kriegsherren Abdul Raschid
Dostum, Atta Mohammed und Hadschi Mohammed Mohakkek diskutiert. Diese
repräsentieren die Volksgruppen der Usbeken, Tadschiken und Hasara in
der Region. (APA/AP)