Nobelpreisträger und Held der Globalisierungsgegner schlug Steuer auf Devisengeschäfte vor
Redaktion
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New Haven/Washington - Der US-Wirtschaftswissenschaftler
James Tobin, eine der wichtigsten Stimmen in der Diskussion um die
Globalisierung, ist tot. Tobin starb am Montag im Alter von 84
Jahren, wie die Yale-Universität am Dienstag in New Haven im
US-Bundesstaat Connecticut mitteilte. Tobin war 1981 mit dem
Nobelpreis ausgezeichnet worden. Weltweit berühmt wurde er durch
seinen Vorschlag, eine Steuer auf Devisengeschäfte zu erheben und die
Einnahmen den Entwicklungsländern zukommen zu lassen. Die Bewegung
der Globalisierungsgegner schrieb sich die "Tobin-Steuer" als
Hauptforderung auf die Fahnen, obwohl sich Tobin stets gegen eine
Vereinnahmung durch die Bewegung verwahrte.
Die Yale University würdigte Tobin als "einen der
einflussreichsten Ökonomen unserer Zeit". Tobin lehrte seit 1950 in
Yale und war einer der einflussreichsten Wirtschaftsberater von
US-Präsident John F. Kennedy. Den Nobelpreis erhielt er für seine
Forschungen über das Verhalten von Investoren, Unternehmen und
Verbrauchern in der Finanzwelt. Vom britischen Ökonomen John Maynard
Keynes beeinflusst, meinte Tobin, dass die Wirtschaft nicht einfach
durch die Manipulation von Geldströmen beeinflusst werden kann; auch
Inflation, Arbeitslosigkeit und ähnliche andere Faktoren müssten
berücksichtigt werden.
Besteuerung von Devisengeschäften
Seinen Vorschlag für die Besteuerung von Devisengeschäften legte
Tobin 1971 vor. Damals war das so genannte Bretton-Woods-System
fester Devisenkurse zusammengebrochen, Währungs-Zockereien waren an
der Tagesordnung. In den Folgejahren brachten gezielte Spekulationen
ganze Volkswirtschaften an den Rand des Bankrotts. Die
internationalen Organisationen waren zumeist machtlos gegen
Finanzkrisen wie in Asien und Lateinamerika. Mit seinem Vorschlag
wollte Tobin Devisenspekulationen verteuern und damit weniger
attraktiv machen. Die Einnahmen sollten der Weltbank zukommen, die
für Hilfen an die Entwicklungsländer zuständig ist.
Tobin betonte jedoch stets, dass es ihm in erster Linie um die
Eindämmung von Devisengeschäften und damit die Stabilisierung der
Wechselkurse gegangen sei. Von der Protestbewegung gegen die
Globalisierung distanzierte er sich. Er bekannte sich zum freien
Handel und zu Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank, die
von vielen Globalisierungsgegnern als Instrumente zur Gängelung der
"Dritten Welt" gebrandmarkt werden. Gleichwohl ist die "Tobin-Steuer"
zu einem Schlachtruf der Globalisierungsgegner geworden. Aber auch in
Regierungen und Parlamenten wird sie diskutiert.
Tobin wuchs als Sohn eines Journalisten und einer Sozialarbeiterin
im Bundesstaat Illinois im Mittleren Westen der USA auf. Er studierte
an der berühmten Harvard-Universität und diente als Marinesoldat im
Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg machte er in Harvard seinen Doktor
in Wirtschaftswissenschaften und wechselte 1950 als Lehrer und
Forscher nach Yale. Tobin hinterlässt eine 55-jährige Witwe, vier
Kinder und drei Enkel.(APA)
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