New York/Pristina - Der Fall des österreichischen UN-Polizisten, der nach Foltervorwürfen nach Österreich zurückgeholt wurde, sorgt für weitere diplomatische Verstimmung zwischen den Vereinten Nationen und Österreich. Bei der UNO wird betont, dass es sich nicht um Repatriierung, sondern um Fluchthilfe handelt.Aus New York ist zu vernehmen, dass im UN-Hauptquartier für den Fall, dass sich eine Involvierung österreichischer Diplomaten bei der Fluchthilfe bestätigen sollte, die Abberufung des betroffenen Diplomaten aus dem Kosovo verlangt werden soll. Bisher unwidersprochenen Darstellungen zufolge ist bei der Rückholaktion ein österreichischer Diplomat in Pristina beteiligt gewesen. Die Untersuchungen dauern an. Auf Befremden stieß außerdem eine Aussage von Innenminister Ernst Strasser bei der von der SPÖ geforderten Dringlichen Anfrage im Bundesrat vergangenen Donnerstag. Strasser hatte erklärt: "In einem solchen Fall ist es üblich, den betreffenden Bediensteten unverzüglich im Einvernehmen mit den Vereinten Nationen zu repatriieren." Hier sei aber kein Einvernehmen hergestellt worden, wird seitens der UN betont. Auch die Argumentation von Regierungsvertretern, es habe Gefahr im Verzug bestanden, wird zurückgewiesen, da der UN-Polizist in die medizinische Einrichtung Österreichs im Camp Casablanca überstellt worden sei. Neue Vorwürfe In der kosovarischen Zeitung Koha Ditore wurden am Samstag gegen den österreichischen Polizisten Martin A. neue Vorwürfe erhoben. "Er hat mich mit Fäusten geschlagen und mir Fußtritte gegeben", wird Baki Spahiu aus Rahovec zitiert. Er habe Dolmetschdienste angeboten, als er gesehen habe, dass der österreichische UN-Polizist mit einem älteren Mann geschrien habe. Der Polizist habe ihm beim Näherkommen mit einem Spray in die Augen gesprüht, ihn blutig geschlagen und dann auf die Polizeistation mitgenommen. Diese Version wird von zwei zitierten Zeugen bestätigt. (afs, iva/DER STANDARd, Print-Ausgabe, 18.3.2002)