"Man kann einen Menschen aus Wien herausnehmen, aber nicht Wien aus einem Menschen", sagt Curtis Brown, der sein Leben rettete, indem er vor über 50 Jahren Österreich verlassen hat. Am 20. März zeigt ORF 2 um 23.15 Uhr – als Fernsehpremiere – den Dokumentarfilm "Abschied ein Leben lang" der österreichischen Regisseurin Käthe Kratz. Im Rahmen des Gedenkprojekts "Verlorene Nachbarschaft" im Herbst 1998 wurde die Fassade einer ehemaligen Synagoge im 8. Bezirk, die 60 Jahre zuvor zerstört worden war, vorübergehend rekonstruiert. Auf Einladung der Filmemacherin und Mitinitiatorin des Projekts besuchten drei – heute in den USA lebende – jüdische EmigrantInnen die Stadt ihrer Kindheit. Anne ("Anny") Kelemen, Gerda Lederer-Heim und Curtis Brown (Kurt Braun) erzählen von ihrer damaligen Lebenssituation, den Wohnverhältnissen, den Nachbarn, von der Rolle der Religion in ihrem Leben, aber auch von den Übergriffen auf ihre Familien, von Flucht und Exil. Der Film begleitet die drei Besucher in ihre ehemaligen Wohnungen und Häuser, die sie seit ihrer Vertreibung nicht gesehen haben. Die bewegenden, humorvollen, nie sentimentalen Erzählungen kombiniert die Filmemacherin mit Bildern des Auf- und Abbaus der Synagogenfassade. Vergangenheit und Gegenwart fließen ineinander, sodass der Film den Verlust, den diese drei Personen erleiden mussten, auch als Verlust für die heutige Generation begreifen lässt. Auf der Duisburger Filmwoche 2000, dem Festival des deutschsprachigen Dokumentarfilms, erhielt Käthe Kratz für "Abschied ein Leben lang" den begehrten Publikumspreis. (red)