Etat
Premiere-Schicksal entscheidet sich in den USA
"Kirch hat viel zu teuer eingekauft"
Das Schicksal des zur hoch verschuldeten
Kirch-Gruppe gehörenden PayTV-Senders Premiere entscheidet sich
wahrscheinlich in den USA.Dort verhandeln nach Angaben aus Unternehmenskreisen der
stellvertretende KirchMedia-Geschäftsführer Fred Kogel und Wolfgang
Hahn, Repräsentant der amerikanischen Kirch-Tochter International
Television Trading Corp. (ITTC), mit den großen US-Filmstudios über
die Möglichkeit von Preissenkungen für eingekauftes Programm. Wenn
die Kirch-Manager die US-Filmstudios nicht dazu bringen könnten,
erhebliche Preisnachlässe zu gewähren, sei Premiere wohl nicht zu
retten, heißt es in den Kreisen. "Die Verhandlungen laufen aber nicht
schlecht", lautet eine erste Einschätzung.
Rigoroser Sparkurs
Premiere erwirtschaftet nach Analystenschätzungen täglich Verluste
von zwei Millionen Euro und gilt als das Hauptproblem der Kirch-Gruppe. Der neue
Premiere-Chef Georg Kofler hat einen rigorosen Sparkurs angekündigt
und will den Sender in knapp zwei Jahren in die schwarzen Zahlen
führen. Bis dahin benötigt Kofler nach Angaben aus
Unternehmenskreisen aber eine Finanzspritze im "hohen dreistelligen
Millionen-Euro-Bereich". Um mögliche Geldgeber davon zu überzeugen, dass
Premiere noch eine Zukunft hat, muss Kofler nach Einschätzung von
Branchenkennern erst Erfolge bei der Kostensenkung vorweisen.
Output-Deals
KirchMedia - in der die Produktion, der Rechtehandel und die
Privatsender ProSieben, Sat.1, Kabel 1, N24 und DSF zusammengefasst
sind - hat mit allen großen US-Studios wie Warner Bros., Paramount,
Universal Pictures, Columbia, Disney und Fox so genannte Output-Deals
über Filmrechte für das deutsche Fernsehen geschlossen. Mit Paramount
und Universal befindet sich Kirch nebenbei in einem Rechtsstreit über
die Verträge, was Verhandlungen über Preisnachlässe wenig förderlich
sein dürfte.
Keine schlechten Chancen
Kirch-Vertreter rechnen sich gar keine so schlechten Chancen aus,
dass die US-Studios einlenken. Alternative für die Filmproduzenten
sei schließlich, dass Premiere dichtmache und eine Verwertungsstufe
für ihre Filme ganz wegfalle. Zudem gebe es die Überlegung, den
Studios für einen Forderungsverzicht Gesellschafter-Anteile an
Premiere anzubieten. "Die Studios hätten dann die Wahl zwischen etwas
weniger Umsatz und einer werthaltigen Beteiligung oder gar keinem
Umsatz mehr", heißt es in der Kirch-Gruppe. (APA/Reuters)