Prag - US-Wissenschafter haben die erste Schluckimpfung gegen Pocken entwickelt. Im Laborexperiment habe das Medikament Pockenviren in menschlichen Zellen abgetötet, sagte Karl Hostetler von der University of California in San Diego am Mittwoch auf einer Virologenkonferenz in Prag. Das Präparat sei im Laborversuch 100-mal wirkungsvoller als das bestehende Pockenmittel. "Ein brauchbarer Kandidat", lobte der Medizinforscher der US Army, John Huggins.Im Tierexperiment hätten fünf Tagesdosen des Medikaments Mäuse vor dem Tod gerettet, die mit Kuhpocken infiziert worden waren. Das Mittel ist eine Weiterentwicklung des Antiviren-Wirkstoffes Cidofovir. Dieser kann nur direkt in die Blutbahn injiziert werden. Die neue Schluck- impfung muss noch in Tierversuchen und am Menschen getestet werden - voraussichtlich in einem Jahr. Die Pocken gelten als seit den Siebzigerjahren ausgerottet, werden aber in einigen Labors noch gelagert. Experten befürchten, dass diese in die falschen Hände gelangt sein und für Bioterroranschläge dienen könnten. Das Virus verbreitet sich rasch und tötet 30 Prozent der Infizierten. Die Erkrankung kann derzeit nur kurz nach dem Erregerkontakt kontrolliert werden.(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21. 3. 2002)