Zistersdorf - Das Weinviertel ist keine Insel, sondern vielmehr "von Pfaden und Wegen durchkreuzt", weiß Günter Fuhrmann, Geschäftsführer des Vereins "Die Österreichischen Bernsteinstraße". Sein Augenmerk: die Wandererströme durch das Land. Einst, um mit dem Bernstein - den "Tränen der Götter" - Handel zu treiben, heute, um Museen zu besuchen, die dieses dokumentieren."Unsere Bernsteinausstellung in Groß Schweinbarth hatte 2001 um siebenmal mehr Besucher als im Jahr davor", freut sich der Koordinator des 24 Mitglieder umfassenden Museumsverbunds. In Zahlen: 7000, ein Impuls auch für das lokale Handwerk und Gewerbe. Heuer etwa, am 20. April, wird anlässlich der diesjährigen Schaueröffnung Betty Bernstein, die an Peppermint Betty erinnernde Symbolfigur der "Bernsteinstraße junior", aus der Taufe gehoben. Kommendes Jahr dann werden zum Beispiel Schmuckhändler der Region eine eigene Bernsteinlinie fahren. Wichtig bei alledem: die Projektvernetzung zwischen Niederösterreich, dem Burgenland und der Steiermark ebenso wie quer durch ganz Europa. Überall dorthin eben, wo das fossilisierte Harz, dem in der Naturkunde Heilkräfte zugeschrieben werden, auch schon vor Tausenden Jahren verkauft wurde: von der russischen Exklave Kaliningrad, wo in der Mine Jantarny auch heute noch 90 Prozent allen Bernsteins abgebaut werden, durch Polen, Tschechien, die Slowakei, Österreich, Westungarn, Slowenien bis nach Friaul. Durch alle diese Länder verlaufe das EU-Interregprojekt "Die Europäische Bernsteinstraße", eine von insgesamt drei europäischen Kulturstraßen, erläutert der Grazer Raumplaner Richard Resch. Wie bei den Zusammenschlüssen "Die Römerstraßen des Mediterraneums" und "Die Römerstraßen des orientalischen Kaiserreiches" gehe es "um Identitätsstiftung sowie die gezielte Förderung des Tourismus". Ein Vorhaben, das der EU pro Jahr rund 726.728 Euro wert sei, während sich das Budget für die heimische Bernsteinstraßendependance auf etwa ein Zehntel dieser Summe beschränke. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26. 3. 2002)