Beirut - Als sich die Arabische Liga zuletzt in Beirut traf, weit zurück im Jahr 1956, fuhr Jordaniens damaliger König Hussein selbst den ganzen Weg von Amman im Auto, kam fünf Tage vorher an, um sich zu entspannen, sah Freunde und ging ins Kino.

Die Libanesen, die sich noch von zwei Jahrzehnten Bürgerkrieg erholen, denken heute mit Wehmut an die Zeit zurück, als Beirut so etwas wie die Spielwiese des Nahen Ostens war. Die liberale Atmosphäre und das gemäßigte Klima machten die Hauptstadt zu einem Magneten für Besucher aus der ganzen arabischen Welt. Libanons Premier Rafik Hariri glaubt nun, die Stadt könne wieder diese Rolle spielen und sieht deshalb den Gipfel der Arabischen Liga als große Marketingchance. Die Theorie ist nun, dass reiche Araber, die sich seit dem 11. September im Westen unwillkommen fühlen, auf den Libanon ausweichen, wo sie nach islamischen Vorschriften essen und die Berge und rumänische Tänzerinnen bewundern können.


Leerer Baugrund

Zahlungskräftige Investoren, so die Hoffnung der Regierung, könnten leer stehenden Baugrund in Beiruts Innenstadt kaufen. Solidere, ein Privatunternehmen, dessen größter Aktionär der Premier selbst ist, hat die meisten dieser Grundstücke erschlossen. Mitglieder der Gipfeldelegationen sehen diese Woche Luxusapartmenthäuser - Kostenpunkt eine Million bis zwölf Millionen Euro -, die mit Blick zur See errichtet werden und neben Schuttbergen aus dem Bürgerkrieg. Das Hotel "Phoenix", in dem die Liga tagt, macht seit seiner Wiedereröffnung vor zwei Jahren große Gewinne; das "Holiday Inn" gleich dahinter trägt noch die Einschusslöcher von einem Panzergefecht 1975.

Den Liga-Gipfel hat sich Libanons Regierung etwas kosten lassen: Elf Millionen Euro gab sie für Schönheitsoperationen in der Stadt aus - neue Palmen und Straßenpflaster. (Reuters, AP, red)

(DER STANDARD, Printausgabe, 27.3.2002)