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Innsbruck - Jüngste Erkenntnisse der Epidemiologie und Diagnostik von Pest und Milzbrand standen im Mittelpunkt eines zweitägigen Workshops am Innsbrucker Institut für Hygiene und Sozialmedizin. Bei Milzbranderregern gehen die Experten davon aus, dass bei Anwendung der erprobten Verfahren eine "schnelle und sichere Diagnose leicht möglich ist". Für die ungleich verbreitetere Pest weist eine WHO-Statistik zwischen 1980 und 1994 18.739 Erkrankungen und 1853 Todesfälle aus. Zwei Drittel der Todesfälle wurden in Afrika (Madagasakar, Tansania, Zaire) registriert, immerhin 33 in den USA. Die 46 Workshop-Teilnehmer kamen aus Österreich, Deutschland und Georgien, wobei Letztere aus ihrer Heimat einen Milzbranderreger mitbrachten. Deren sind weltweit nur etwa ein Dutzend verschiedener Typen bekannt, erklärte der Bakteriologe Franz Allerberger. Diese geringe Zahl hängt damit zusammen, dass der Anthraxerreger Sporen bildet, die im Boden über Jahrzehnte erhalten bleiben und es deshalb zu keinen Mischformen kommt. Herkunft zuordnen Die Möglichkeit, einen Milzbranderreger nach seiner Herkunft zuordnen zu können, ist spätestens seit den bis heute nicht aufgeklärten Fällen von Bioterrorismus im vergangenen Herbst in den USA auch ein Thema für Militärstrategen. Nach dem 11. September hat auch eine Diskussion eingesetzt, ob die weltweit in zahlreichen Varianten vorkommenden Pesterreger als potenzielle biologische Waffe infrage kommen. Der in Georgien auftretende Anthraxstamm wurde erstmals für Untersuchungen außerhalb der ehemaligen Sowjetunion zur Verfügung gestellt, erklärte Allerberger, ermöglicht durch die städtepartnerschaftlichen Beziehungen zwischen Innsbruck und Tbilissi. Innsbruck verfügt über ein Hochsicherheitslabor der Klassifizierung L3 und über langjährige Erfahrungen in der Diagnostik des Milzbranderregers. Dies deshalb, weil in drei Tiroler Regionen Milzbrandsporen im Boden bekannt sind. Zuletzt waren vor zwölf Jahren Kühe im Bezirk Schwaz von Milzbrand befallen worden. Jahrzehnte nachdem man Kadaver von an Milzbrand verendeten Kühen vergraben hatte, waren Anthraxsporen im Zuge von Straßenbauarbeiten in die Nahrungskette der Tiere gelangt. (hs, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.3.2002)