Bad Tatzmannsdorf – Noch redet er viel, scherzt, wird ernst, grübelt fast, zeigt sich beeindruckt von seiner eigenen "akribischen", wie er sagt, Arbeit, doch er sagt nicht viel. Noch schlägt ihm ungeheure Aufmerksamkeit, Unterwürfigkeit fast entgegen – wann hat man je davon gehört, dass ein jeden Respekts ermangelndes österreichisches Nationalteam beim Auslaufen live im ORF zu beobachten gewesen wäre? Heute wird man in Graz gegen die Slowakei (20.30, ORF 1) beobachten können, inwiefern Krankls "Neuaufbau" eine Zukunft verspricht oder ein Fortwursteln mit den alten Problemen darstellt.

Die EM-Qualifikation ist noch weit weg (1. Runde: 7./8. September, Auslosung am 28. 3.), Krankl hat also einige Spiele "frei", nach der Slowakei auch gegen Kamerun und Deutschland, und er hat nach der Feststellung, dass Otto Baric keine Mannschaft hinterlassen und viel von dem geringen Respekt für das Team verwirtschaftete, einen Kader eingeladen, der mehrere Fragen aufwirft.

Die Neulinge Hickersberger, Höller, Panis verfügen über geringe internationale Erfahrung, sind auch nicht mehr die Jüngsten. Stranzl kämpft nach einer langen Verletzungspause mit persönlichen Problemen, Lexa ist noch längst keine Führungsfigur, Markus Weissenberger, der bei 1860 das Spiel zumindest mitgestaltet, wird wohl der Klärung des Konzeptes Vastic-Herzog zum Opfer fallen. Der Stürmer Wallner laboriert an Abschlussschwäche, sein Kollege Brunmayr detto, Linz kommt bei der Austria kaum zum Zug, warum er im Team ist, bleibt ein Geheimnis. Etliche gestandene Spieler (Kühbauer, Flögel, Mayrleb, Kirchler), die immerhin halbwegs in Form sind, wurden übergangen, bleibt Kitzbichler als erkennbarer Leistungsträger. Dospel ist ein biederer Verteidiger, Feldhofer findet sich gerade selbst, Aufhauser ist auch in Salzburg nicht unersetzlich. Das war's.

Krankl muss sich auf das Trio Baur, Vastic, Herzog verlassen, Baur wird den Libero geben, Vastic (nicht in Bestform) und Herzog (nicht in bester Verfassung) werden das Spiel gestalten, miteinander haben sie das im Team noch nie zusammengebracht, Krankl will sie nun mit anderen Rollen versehen.

Auch die Slowakei hat sich vor kurzem einen neuen Teamchef vergönnt, Ladislav Jurkemik hat 57-mal im CSSR-Team gekickt, war viel erfolgreicher als sein Gegenspieler Krankl, nämlich Europameister. Er hat in seinem ersten Länderspiel am 6. Februar in Teheran gegen Iran 3:2 gewonnen. Jurkemik arbeitete einst bei Sturm Graz, wo er Männer wie Neukirchner, Haas, Wetl, Schopp und Prilasnig betreute, er kennt also Österreich und er bringt Legionäre von halb Europa mit.

"Sie spielen ein 3-5-2-System" sagt Krankl über den Gegner, "wir müssen sie respektieren, das ist das Wichtigste." Aber er will seinen "Stil" durchziehen, und er will, dass jeder Spieler darum kämpft, sich Respekt zu verschaffen. "Auch ein kleines Land kann das." (Johann Skocek, DER STANDARD, Printausgabe 27.3.2002)