Marco Tronchetti Provera, Präsident von Telecom Italia (TI), wird nicht müde zu betonen: "Die Beteiligung bei Telekom Austria wird in den nächsten Monaten verkauft." Wer seine Verhandlungspartner beziehungsweise potenzielle Käufer sind, darüber schwieg sich der Pirelli-Chef aber ein weiteres Mal aus. Mit gutem Grund, er dürfte vorerst keine brauchen, denn ein "Parken" des 29,8-prozentigen Telekom-Austria-Pakets bei Investmentbanken in Mailand zeichnet sich ab. Auf Herz und Nieren Zuvor jedoch, heißt es im Dunstkreis der Staatsholding ÖIAG, soll die TI-Sperrminorität (25 Prozent plus eine Aktie) an der Mobilkom Austria von deren Mutter, der Telekom Austria (TA), zurückgekauft werden. Die Bleistifte für die formal notwendige Prüfung der Mobilkom auf Herz und Nieren, die so genannte Due Diligence, sind bereits gespitzt, nach Ostern beginnt das große Rechnen. Bei der TA-Hauptversammlung am 12. Juni soll der Deal abgesegnet werden. Italienischer "Parkplatz Parallel dazu steht die Zukunft des TI-Pakets an der TA auf der Agenda, das bis Herbst 2003 nur mit Zustimmung der ÖIAG veräußert werden darf. Als italienischer "Parkplatz" stünden eine Reihe renommierter Institute zur Auswahl: TI hat sich jüngst beim Verkauf der französischen Beteiligungen auf Lazard verlassen und wird in der Causa Telekom Austria (TA) unter anderem von JP Morgan beraten. Der Ball liegt nun bei der ÖIAG, die 47,8 Prozent an der TA hält. Der zur Schau gestellte Langmut von Tronchetti Provera wird in Mailand so interpretiert: TI wolle die ÖIAG nicht reizen und warte auf deren Pläne mit der TA. Analyst Marco Opipari vom Bankhaus Metzler in Mailand meint, TI habe keine besondere Eile mit dem Verkauf der TA-Pakete. Denn seit Oktober gelang es dem italienischen Exmonopolisten, Beteiligungen im Wert von rund 3,5 Mrd. Euro zu verkaufen. Damit sei ein großer Teil des bis September 2003 laufenden Verkaufsprogramms bereits abgearbeitet. Mobilkom ist billiger Die Differenz auf die versprochenen fünf Milliarden Euro dürfte nun aus dem Mobilkom-Viertel sowie von der Satellitentochter Telespazio, der 90-Prozent-Beteiligung beim kleinen französischen Telekom-Unternehmen Neuf Télécom und aus Immobilienverkäufen kommen. Der Erlös aus der hochprofitablen Mobilkom dürfte allerdings geringer ausfallen als erwartet, die erhoffte Milliarde Euro dürfte nicht fließen, erwarten eingeweihte Kreise. Aufgrund eines Paketabschlags würde es weniger sein, heißt es. Als Indiz für die dennoch enden wollende Geduld der TI-Bosse mit der ÖIAG-Spitze werten Insider, dass TI am Dienstagabend überraschend das operative Ergebnis der TA-Gruppe veröffentlicht hat. Die TA verweigerte jeden Kommentar. Bei den 326 Mio. Euro dürfte es sich um das Betriebsergebnis (Ebit) der TA-Gruppe handeln, das im Vorjahr mit 31,5 Mio. Euro negativ war. An der Börse wartete man vergeblich auf Informationen, ob die laut Budget mit rund 315 Mio. Euro und im Finanzplan mit rund 200 Mio. EURO veranschlagte Kennziffer richtig ist. Möglich aber, dass Restrukturierungskosten oder Sonderabschreibungen (z. B. für Czech Online) nicht berücksichtigt seien. (Thesy Kness-Bastaroli Luise Ungerboeck - Der Standard Printausgabe)