Paris - Die Bluttat von Nanterre ist das letzte Schockereignis einer langen Serie. In Marseille wurde diese Woche ein Buschauffeur von Gewalttätern mit Benzin übergossen und in Brand gesteckt; er konnte sich im letzten Moment der brennenden Jacke entledigen. In Nantes schlugen Schüler einen Vater zu Tode, weil dieser über Erpressungsversuche gegen seinen Sohn aufbegehrte. Die Liste ließe sich beliebig erweitern."Akt des Wahnsinns" Kein Wunder, dass sich die wichtigsten Präsidentschaftskandidaten in Nanterre die Klinke in die Hand gaben. Premier Lionel Jospin zeigte sich schon vor Morgengrauen, gefolgt von Präsident Jacques Chirac und einem halben Dutzend zweitrangiger Elysée-Bewerber. Chirac drückte den Opfern die "Solidarität der Nation" aus, Jospin sprach von einem "Akt des Wahnsinns". Dass die öffentliche Hand gegen "völlig unvorhersehbare Akte" (Jospin) machtlos ist, sofern sie nicht drakonische Sicherheitskontrollen auf allen Ebenen einführen will, sagte niemand. Strafrechtsexperten meinen auch, dass sich die von Chirac und Jospin vorgeschlagenen Maßnahmen für mehr Sicherheit wie etwa die Verwahrung junger Straftäter anderweitig als nutzlos erwiesen haben. (brae, DER STANDARD Print-Ausgabe 28.März 2002)