Österreich
Problemzone Vorstadt
Allgemeine Unsicherheit wegen steigender Verbrechensrate
Paris - Nicht erst seit dem Amoklauf im Rathaus von
Nanterre ist klar: Die Franzosen fühlen sich in ihrem eigenen Land
immer weniger sicher. Umfragen zufolge halten 58 Prozent innere
Sicherheit für das wichtigste Thema im laufenden
Präsidentschafts-Wahlkampf. Mehr als zwei von drei Franzosen sind
überzeugt, dass Unsicherheit und Kriminalität seit der letzten Wahl
vor sieben Jahren zugenommen haben.7,7 Prozent Anstieg der Gewaltdelikte
Die offizielle Kriminalitätsstatistik weist 2001 einen Anstieg der
Delikte um 7,7 Prozent aus. Erstmals wurde die Vier-Millionen-Grenze
überschritten. Den größten Anteil an den 4.061.792 registrierten
Straftaten haben Diebstähle mit 62,1 Prozent. Die Anzahl der
Gewaltdelikte gegen Personen ist am stärksten gestiegen, nämlich um
fast ein Zehntel.
Anteil der Minderjährigen an den Angezeigten kletterte auf 20 Prozent
Mit Beunruhigung wird registriert, dass mit der Gewalt- auch die
Jugendkriminalität seit mehr als zehn Jahren kräftig ansteigt. Der
Anteil der Minderjährigen an den Angezeigten kletterte auf mehr als
20 Prozent, vor zehn Jahren waren es nur knapp 14 Prozent gewesen.
Problemzone Vorstadt
Die Problemzonen liegen vor allem in den Vorstädten, in denen
Jugendliche oftmals mit Gewalt aufwachsen und Kriminalität zu einem
Teil der Jugendkultur wird. Der Soziologe Hugues Lagrange bezeichnet
diese von Arbeitslosigkeit und Existenzängsten geprägten Viertel als
"Produktionsstätten von Kriminalität". Jeder Vierte hier gibt an,
bisher erfolglos Arbeit zu suchen. Das sind doppelt so viele wie im
nationalen Schnitt, rechnete die nationale Statistikbehörde INSEE in
einer aktuellen Studie vor.
Wandel der Jugendkriminalität
Lagrange stellt einen Wandel der Jugendkriminalität fest: An
Stelle von Gelegenheitsdiebstählen sei eine Gewaltkriminalität der
"Ausgeschlossenen" getreten. Jugendliche, die keine Chance auf
sozialen Aufstieg sehen, organisieren sich in Banden - und bekriegen
einander gegenseitig.
Neun Jugendliche kamen im Jahr 2000 bei Bandenkämpfen ums Leben.
Kürzlich folterten zwei Teenager in der Nähe von Besancon eine
Gleichaltrige und ließen ihr blutendes Opfer in einem Keller zurück.
Der Mord an einem Vater in Evreux, der seinen Sohn vor jugendlichen
Schlägern beschützen wollte, offenbarte nicht zuletzt die
Hilflosigkeit der Erwachsenen angesichts der Gewalt. Und verstärkte
die Unsicherheit.(APA)