Dili/Brüssel - Europäische Beobachter unter
Leitung des britischen Europaabgeordneten John Bowis werden die
bevorstehenden Wahlen in Osttimor kontrollieren. Die Mission wird,
wie in Brüssel verlautbart wurde, von der EU-Kommission finanziert.
Sie erstreckt sich auf den Wahlkampf, die Durchführung der Wahlen am
14. April und die Stimmenauszählung. Am 20. Mai wird das von der UNO
verwaltete ehemalige portugiesische Überseeterritorium unabhängig,
das Indonesien 1975 überfallen und ein Jahr später ohne
völkerrechtliche Wirksamkeit annektiert hatte.
80 Prozent der Stimmberechtigten hatten am 30. August 1999 in
einem von der UNO organisierten Referendum für die Unabhängigkeit
Osttimors votiert. Von der Besatzungsarmee gesteuerte Milizen
überzogen daraufhin die Inselhälfte mit einer Welle der Gewalt. Etwa
250.000 Menschen mussten fliehen, viele wurden von der
Besatzungsmacht nach Westtimor vertrieben oder verschleppt. Ein
Großteil der Infrastruktur wurde zerstört. Eine multinationale
Eingreiftruppe unter Führung Australiens setzte dem Morden ein Ende.
Seit dem Abzug der indonesischen Besatzungstruppen und den schweren
Ausschreitungen pro-indonesischer Terrormilizen steht Osttimor unter
UNO-Verwaltung.
Favorit Gusmao
Am 14. April finden Präsidentenwahlen statt. Als Favorit gilt der
55-jährige Unabhängigkeitsführer Jose Alexandre "Xanana" Gusmao, der
wegen seiner langen Haft in indonesischen Kerkern als
"osttimoresischer Nelson Mandela" verehrt wird. Im Vorjahr wurde
unter UNO-Aufsicht eine Verfassunggebende Nationalversammlung aus 88
Abgeordneten gewählt. Die Wahlen hatte die Befreiungsbewegung
"Fretilin" (Revolutionäre Front für ein unabhängiges Osttimor) mit
einem Stimmenanteil von 57,3 Prozent und 55 der 88 Mandate gewonnen.
Die "Fretilin" hatte am 28. November 1975 nach dem Rückzug der
portugiesischen Kolonialmacht die Unabhängigkeit Osttimors
ausgerufen.
Die UNO-Verwaltung in Osttimor hat im Februar 17 indonesische
Soldaten und pro-indonesische Milizangehörige wegen Verbrechen gegen
die Menschlichkeit angeklagt. Wie Vize-Generalstaatsanwalt Siri
Frigaard sagte, halten sich wahrscheinlich alle Verdächtigen - unter
ihnen Milizführer Eurico Guterres - in Indonesien auf. Gegen die
Angeklagten wurden internationale Haftbefehle ausgestellt. Auch dem
Ehemann der indonesischen Präsidentin Megawati Sukarnoputri, Taufik
Kiemas, wird Verwicklung in Verbrechen des Militärs in Osttimor zur
Last gelegt. Er unterstützte unter anderem den Aufbau einer
bewaffneten Miliz "Aitarak" unter Guterres, den die Vereinten
Nationen für schwerste Verbrechen in dem ehemaligen portugiesischen
Territorium verantwortlich machen. (APA/Reuters)
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