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Wien - Der Euro wird für die Oesterreichische Nationalbank zum Verlustgeschäft. Und damit auch für den Finanzminister, der den Großteil des Gewinns der Notenbank einstreift. Die Ursache: Der Anteil Österreichs am Bargeldumlauf in der Eurozone macht 3,6 Prozent aus, nach dem Verteilungsschlüssel der Europäischen Zentralbank (EZB) stehen Österreich aber nur knapp drei Prozent der Einkünfte zu, die sich aus der Veranlagung der mit dem Verkauf der Banknoten verbundenen Einnahmen, der so genannten Seigniorage, ergeben. Die Kritik des Österreichischen Gewerbevereins an dem "unfairen EZB-Verteilungsschlüssel" weist der für die Euro-Umstellung verantwortliche Notenbank-Vorstandsdirektor Wolfgang Duchatczek, im Gespräch mit dem S TANDARD allerdings zurück. Eine gemeinsame Währung mache eine korrekte Aufteilung der Seigniorage nach fix vereinbarten Kriterien notwendig. Vorteil fällt weg Bisher habe Österreich mehr vom Kuchen erhalten, als dem Land gemessen an seiner Wirtschaftskraft und seiner Bevölkerungszahl zustehe. Dieser Vorteil falle jetzt weg, wobei eine fünfjährige Übergangszeit vereinbart worden sei, in der der Anteil an der Seigniorage der EZB schrittweise von 3,6 Prozent auf drei Prozent reduziert werde. Den Grund für die bisherige Vorzugsstellung, die Österreich mit Deutschland und Spanien teilt (auch diese beiden Länder müssen Anteile an der Seigniorage abgeben), sieht Duchatczek in der hohen Wertschätzung, die der Schilling über die Landesgrenzen hinaus genossen hat. Er sei ebenso wie die D-Mark in Osteuropa gehortet worden, was den Banknotenumlauf vergrößert habe. (Die spanische Peseta scheint vor allem in Nordafrika als eine Art Reservewährung fungiert zu haben). Schrittweise Anpassung Duchatczek bestätigte, dass die schrittweise Anpassung an den EZB-Verteilungsschlüssel die Gewinne der heimischen Notenbank in den nächsten Jahren mindern wird. Verlustgeschäft sei der Euro dennoch nicht, denn der größere Währungsraum, der sich aus der Integration Österreichs in die Eurozone ergebe, biete auch größere Sicherheiten. "Kleine Währungen sind stets exponierter und damit auch mehr gefährdet." Auf eine Aufrechnung der Vor- und Nachteile des Euro wollte sich Duchatczek nicht einlassen. Es sei nicht zu eruieren, wie viel Österreichs Wirtschaft etwa eine Lira-Abwertung gekostet habe. Ebenso sei nicht zu ermitteln, wie viel die Verminderung der Seigniorage ausmachen werde, da dies von der Art der Veranlagung ebenso abhänge wie von dem jeweiligen Zinsniveau. (Günter Baburek, DER STANDARD, Printausgabe 29.3.2002)