Angola
Angola: Armee und UNITA unterzeichnen Waffenstillstand
27-jähriger Bürgerkrieg offiziell beendet - UNITA wird Oppositionspartei
Luanda - Nach 27 Jahren Bürgerkrieg im
südwestafrikanischen Angola haben am Donnerstag Rebellen der UNITA
und die Armee einen Waffenstillstand unterzeichnet. Das Abkommen soll
den Beginn eines breiten Versöhnungsprozesses einleiten. Bei der
Zeremonie waren auch Präsident Jose Eduardo dos Santos, UNITA-Chef
Paulo Lukamba Gato sowie Vertreter aus Nachbarstaaten, der UNO, der
USA, Russlands und der ehemaligen Kolonialmacht Portugal anwesend.
Wichtigstes Ziel sei nun der Wiederaufbau des Landes, sagte Angolas
Botschafter in Lissabon, Osvaldo Van Dunen. Die Unterzeichnung des Abkommens folgte sechs Wochen auf den Tod
des UNITA-Chefs Jonas Savimbi. Der Führer der Nationalen Union für
die vollständige Unabhängigkeit Angolas (UNITA) war im Februar mit
seinen Truppen in einen Hinterhalt der angolanischen
Regierungstruppen geraten und bei einem Feuergefecht erschossen
worden. Den Weg zu dem Abkommen hatte ein Waffenstillstand geebnet,
der nahe der Provinzhauptstadt Luena ausgehandelt worden war. Es
verspricht den auf 50.000 Mann geschätzten UNITA-Rebellen bei der
Waffenabgabe in einem der 45 ausgewiesen Sammelzentren des Landes
großzügige Straffreiheit und Eingliederung in die nationale Armee.
Der portugiesische Fernsehsender RTP zeigte den Armeechef, General
Armando da Cruz Neto, und den Generalstabschef der UNITA, Abreu
Muengo Ukwachitembo Kamorteiro, bei der Unterzeichnung des Abkommens
in der Nationalversammlung in Luanda. Gato sagte, die UNITA werde mit
der Unterzeichnung als legale Partei anerkannt und wolle sich als
Oppositionspartei für Angola engagieren. Nach der Unterzeichnung
reichten sich Kamorteiro und Da Cruz Neto die Hände unter dem lang
anhaltenden Beifall der Abgeordneten.
Der UNO-Sondergesandte Ibrahim Gambari sprach in dem Parlament
seine Glückwünsche für den Waffenstillstand aus. "Wir sind glücklich
festzustellen, dass dem Frieden in Angola eine Chance gegeben wird
und Frieden in greifbarer Nähe ist. Krieg ist nicht länger eine
Möglichkeit für die Angolaner und für Afrikaner. Und es ist für die
Angolaner an der Zeit, laut und deutlich zu sagen: Nie wieder!"
Die UNITA hatte fast ohne Unterbrechung seit der Unabhängigkeit
von Portugal 1975 gegen die Armee um die Macht in dem rohstoffreichen
Land gekämpft. Mehr als eine halbe Million Menschen sind in dem
Konflikt ums Leben gekommen. Rund vier Millionen Menschen, etwa 40
Prozent der Bevölkerung, verloren ihre Heimat. Der Konflikt galt
während des Kalten Krieges als Stellvertreterkrieg der Sowjetunion
und der USA. Die marxistische Regierung Angolas wurde dabei von
Truppen des mit mit der Sowjetunion verbündeten Kuba unterstützt,
während die UNITA von den USA gefördert wurde und Beistand von
Soldaten Südafrikas erhielt.
Bereits 1994 hatten die Konfliktparteien im sambischen Lusaka ein
Friedensabkommen unterzeichnet, das jedoch vier Jahre später
scheiterte. Das Abkommen war von den USA, Russland und Portugal
überwacht worden, deren Botschafter nun auch den Waffenstillstand in
die Wege leiteten. Nach dem Tod Savimbis waren die Hoffnungen auf ein
Ende des Bürgerkrieges gestiegen. Am Samstag hatten die
Konfliktparteien einem Waffenstillstand zugestimmt.
Dem Abkommen zufolge sollen sich etwa 50.000 Rebellen der UNITA an
27 Orten des Landes sammeln und anschließend ihre Waffen abgeben oder
in die Armee eintreten. Am Dienstag war ein Gesetz verabschiedet
worden, das den UNITA-Rebellen Amnestie gewährt. Der UNO-Gesandte
Gambari wies darauf hin, das die UNO eine Amnestie für die
Verantwortlichen von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die
Menschlichkeit aus Prinzip nicht anerkenne. (APA/Reuters/dpa)