Russland
Die Queen Mum und Österreich
Die Gemahlin Georgs VI. übte auch politischen Einfluss aus - Nach dem "Anschluss" Zeichen gesetzt
London/Wien - Die britische Königinmutter Elizabeth, die am
Samstag 101-jährig starb, hat, was - heute nur selten Erwähnung
findet - als Gemahlin von König Georg VI. auch politischen Einfluss
ausgeübt. 1938 setzte sie ein Zeichen, als die britische Regierung
nicht offiziell gegen den "Anschluss" Österreichs an
Hitler-Deutschland protestierte. Ihre deklariert ablehnende Haltung gegenüber der
"Appeasement"-Politik von Premierminister Neville Chamberlain und
Außenminister George Halifax veranlasste Adolf Hitler, sie einmal
"die gefährlichste Frau in Europa" zu nennen. Die Königin machte kein
Geheimnis aus ihrer Skepsis angesichts der wiederholten Versuche
Chamberlains, einen Ausgleich mit Hitler zu erreichen. Die deutsche
Nazipropaganda quittierte dies mit genealogischen "Enthüllungen" über
die angeblich jüdische Herkunft ihrer Familie Bowes-Lyon ("Löw"), die
dem schottischen Uradel angehört.
Nachdem die Londoner Regierung davon Abstand nahm, im März 1938
gegen den "Anschluss" zu protestieren, erhob der König auf
ausdrücklichen Wunsch der Königin den exilierten österreichischen
Botschafter in London, Georg Franckenstein, demonstrativ in den
Adelsstand. Es ging ihm dabei um die Ehrung des Vertreters eines
Landes, das infolge eines Gewaltaktes zeitweilig zu bestehen
aufgehört hatte. (APA)