Ob Montessori, Waldorf, Wild oder Piaget: Das Interesse an Aus- und Weiterbildung im Bereich Alternativpädagogik ist vor allem bei Frauen groß. "Zwei Drittel unserer Ausbildungskandidaten sind weiblich", bestätigt Elisabeth Schlicker von Waldorf Wien, Seminar für Erziehungskunst Pötzleinsdorf. Vor allem bei StudentInnen der Lehrberufe herrsche rege Nachfrage nach Ausbildungen, die vom Regelschulwesen abweichen, sagt Kordula Merl, Koordinatorin des Bundesdachverbands für selbst bestimmtes Lernen: "An den Unis und Pädaks werden alternative Unterrichtsformen nämlich nur am Rand gelehrt." Unter den diversen Angeboten an Kursen und Seminaren das bestpassendste ausfindig zu machen ist aber oft schwierig. Der Dachverband ist daher unter anderem auch Service- und Sammelstelle für Anfragen und Infos – vor allem zu seltener praktizierten Methoden: "Diese kann man sich häufig nur durch ’Learning by doing’ aneignen", sagt Merl. InteressentInnen werden deshalb meist gleich direkt an die jeweiligen Schulen weitergeleitet. Waldorf und Montessori mit Diplom Mehrsemestrige Ausbildungen mit Diplomabschluss gibt es in Österreich derzeit nur auf Grundlage der Waldorf- und der Montessori-Pädagogik. Die berufs- und studienbegleitenden Lehrgänge starten meist im Herbst, kosten im Durchschnitt zwischen 1453 und 2180 Euro (20.000 bis 30.000 öS) und das Diplom berechtigt zum Unterricht an Waldorf- bzw. Montessori schulen im In- und Ausland. Begegnung mit der Kunst Die Jobchancen sind laut Ausbildner beider Richtungen gut: "In Österreich kann der Bedarf an Waldorflehrern der zeit gar nicht gedeckt werden", bestätigt Elisabeth Schlicker. Das Pötzleinsdorfer Seminar für Erziehungskunst, das sie koordiniert, bietet seit 1990 eine zweijährige Waldorf- Ausbildung an. Im Mit telpunkt stehen hier die Per sönlichkeitsentwicklung und die Begegnung mit der Kunst. "Deshalb wollen wir auch bewusst nicht nur Lehrer, sondern Menschen aller Berufs gruppen ansprechen, die sich persönlich, künstlerisch oder im Sozialen weiterentwickeln wollen", so Schlicker. Erziehung im Dialog Neu seit Herbst 2001 ist die auf der Waldorfpädagogik basierende Diplomausbildung des Wiener Zentrums für Kultur und Pädagogik: Diese läuft in Kooperation mit dem Institut für Erziehungswissen schaft der Universität Wien und dauert drei Jahre. Voraus setzung für die Teilnahme ist ein einschlägiges Studium an einer Uni, Pädak oder Fachhochschule. Die Ausbildung möchte "Erziehung und Bildung im Dialog mit Kunst, Wissenschaft, Religion und Wirtschaft" vermitteln; großer Wert wird dabei auf interdisziplinäres Denken und Multikulturalität gelegt, weshalb auch reger Austausch mit Waldorfausbildungen in Bosnien und Kroatien besteht. Montessori bundesweit Für Waldorf können die zertifizierten Ausbildungen der zeit nur in Wien besucht wer den; Montessori-Lehrgänge werden in ganz Österreich an geboten: Der Bundesverband für Montessori-Pädagogik mit Sitz in Salzburg etwa betreibt in allen seiner neun Landesverbände eine zweijährige Diplomausbildung, die sich vor allem an hauptberufliche Pädagogen richtet. Praktikum für Nicht-Pädagogen Zwei weitere Montessori- Diplomlehrgänge – mit Schwerpunkt Kinderhaus oder Schule – bietet die Österreichische Gesellschaft für Montessori-Pädagogik (ÖGMP) an, und zwar in Wien, Linz und Innsbruck. Diese fünfsemestrigen Ausbildungen stehen allen Interessierten offen, Teilnehmer ohne pädagogische Grundausbildung müssen ein zusätzliches Praktikum absolvieren. Isabella Lechner