Wien - Was in Deutschland am Neuen Markt bereits gang und gäbe ist, schleicht sich nun auch in Österreich ein: Börsenotierte Unternehmen werden immer öfter von ihren Market-Makern oder Specialists, die die Handelbarkeit der Aktie garantieren sollen (siehe auch Wissen dazu) , zur Bezahlung dieses Dienstes aufgefordert. Zahlen von rund 30.000 Euro pro Jahr schwirren herum. Zu Recht, meint Anton Koller, in der Bank Austria für den gesamten Aktienhandel zuständig: "Gratis gibt es nichts mehr, nur dort, wo man Geld verdienen kann." Das heißt: Vor allem die großen Unternehmen wie OMV, Voestalpine, Böhler-Uddeholm brauchen keine Gebühr zu fürchten. Allerdings meint Koller: "Der Trend geht dahin, alle Unternehmen, die an der Börse notieren und fließend gehandelt werden wollen, zu verpflichten, das Market-Making zu bezahlen. Die Gebühr ist also für alle Titel zu überlegen, da die Market-Maker für Liquidität sorgen und das Risiko übernehmen." Bereits jetzt seien einige Unternehmen betroffen, die im Prime Market der Börse notieren, zudem auch Werte der ersten Liga, dem ATX.

In Deutschland ist es bereits üblich, dass Unternehmen am Neuen Markt und auch am Smax, dem Index der kleineren und mittleren Unternehmen, zahlen für die so genannten "designated sponsors", mit den österreichischen Market-Makern vergleichbar. "Das bringt mehr Liquidität", sagt Alexandra Franz, Sprecherin der Deutschen Börse. Konkret schließen Unternehmen und Liquiditätsprovider einen Vertrag ab, der eine Zahlung zwischen 30.000 und 100.000 Euro pro Jahr vorsieht. In Österreich belaufen sich die nun aufgetretenen Forderungen am unteren Ende der deutschen Vorlage, bestätigen einige Unternehmen.

Liquiditätsschub

Auch die Börsevorstände Stefan Zapotocky und Erich Obersteiner glauben, dass bezahltes Market-Making für mehr Liquidität sorgen würde. "Grundsätzlich aber muss die Nachfrage von Kleinanlegern und Institutionellen verstärkt werden." Hannes Roither vom Salzburger Kranhersteller Palfinger bestätigt: "Auch wir wurden gefragt, ob wir zahlen, haben aber abgelehnt." Er zeigt teilweise Verständnis für die Banken, die infolge des rückläufigen Geschäftes mit neuen Börsengängen andere Quellen des Geldverdienstes suchten. Aber: "Es wundert mich, dass man ATX-Werte auch um Entgelt fragt. Bei kleineren Unternehmen, bei denen man wenig Geschäft macht, ist diese Forderung nicht unlogisch."

Christa Grünberg vom Kärntner Kunststoffspezialisten Hirsch Servo meint: "Man hat relativ wenig Mittel, sich dagegen zu wehren, wenn man fließend gehandelt werden will." Und sie sagt: "Ja, wir wurden kontaktiert. Die Zahlen belaufen sich auf die Untergrenze der deutschen. Heuer wird sich zeigen, ob es was bringt." Andreas Ecker, Sprecher der RCB, ist sich sicher: "Die Anleger profitieren davon, dass wir für Liquidität sorgen und Kursbocksprünge ansonsten wenig liquider Titel zulasten der Anleger vermieden werden, die Unternehmen haben den Vorteil, dass ihr Titel tatsächlich handelbar ist." Dafür verlangt auch die RCB eine Bezahlung. (Esther Mitterstieler, Der Standard, Printausgabe, 02.04.2002)