Kopenhagen - Der Weltuntergang wird ausbleiben. Der Erde geht es so gut wie nie zuvor. Umweltprobleme sind Blabla: Ein dänischer Statistikprofessor legt sich gewaltig mit der Ökoszene an. Sein Buch "The Sceptical Environmentalist" mit den provokanten Thesen ist ein Bestseller, zum Dank bekam Bjorn Lomborg eine Torte ins Gesicht.Aber der Öko-Judas, wie er von Umwelt-Jüngern verächtlich genannt wird, kommt in gewissen Kreisen auch sehr gut an. In dänischen Regierungskreisen etwa. Die haben Lomborg ein eigenes "Institut zur Umweltbewertung" eingerichtet. Seine dort gewonnenen Erkenntnisse, etwa dass das Kioto-Protokoll zur Reduzierung der Treibhausgase ein "falscher Einsatz von Ressourcen" sei, fließen direkt in Entscheidungsprozesse des dänischen Umweltministeriums ein. Der rechtsliberale Ressortchef Hans Christian Schmidt hat nach derlei Prozessen auch immer einen beschwichtigenden Satz parat: "Natürlich ist der Schutz der Umwelt wichtig. Aber wir müssen uns doch darin auch wohl fühlen." So ähnlich formulierte er, als er das Verbot von Aludosen für Bier aufhob. Und die Jagd im dänischen Wattenmeer will Lomborg-Fan Schmidt - übrigens lässt sich auch US-Präsident George W. Bush von den Umweltthesen des Statistikprofessors inspirieren - ebenso wieder freigeben wie die auf Falken. Zu Schmidts Credo gehört, dass die dänische Wirtschaft durch "übertriebene" Umweltpolitik übermäßig in Anspruch genommen worden sei. Drum will Präsident Bush vom Kioto-Protokoll erst gar nichts wissen. Die globale Temperatur steige laut Lomborg zwar, die Folgen für die Erde aber seien weit weniger gravierend als angenommen. Das Geld für den Klimaschutz sei rausgeschmissen. (fei, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 04.04.2002)