Nahost
Bethlehem: Acht Leichen bei Geburtskirche
Franziskanermönche verlassen Gebäude
Bethlehem - Die Leichen von acht Palästinensern sind
am Freitag nahe der Geburtskirche in Bethlehem gefunden worden. Nach
Angaben des israelischen Rundfunks wiesen die Körper Zeichen von
schwerer Gewaltanwendung auf. Sie seien auf israelisches Gebiet
gebracht worden. Franziskanermönche verlassen Geburtskirche
Vier Franziskanermönche haben am
Freitagnachmittag die von israelischen Truppen belagerte
Geburtskirche in Bethlehem verlassen. Dies erklärte
der Sprecher der Franziskanzer-Kustodie für das Heilige Land in
Jerusalem gegenüber dem vatikanischen Nachrichtendienst "Fides". Die
Mönche seien auf Umwegen in ein Krankenhaus gebracht worden. Die vier
Mönche bedürfen dringender ärztlicher Behandlung. Über die
Einlieferung der Mönche in ein Krankenhaus hatte sich der
Apostolische Nuntius, Erzbischof Pietro Sambi, mit den zuständigen
palästinensischen und israelischen Stellen geeinigt.
Feuerpause angekündigt
Laut Kathpress meldete "Fides" weiter, die israelische Armee habe
am Freitagnachmittag in Bethlehem eine dreistündige Feuerpause
angekündigt. Von 15 bis 18 Uhr Ortszeit (14 bis 17 Uhr MESZ) sollen
die Waffen schweigen, um den Einwohnern die Versorgung mit
Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten zu ermöglichen. Wie örtliche
Quellen angegeben hätten, solle diese Feuersperre jedoch nicht für
die Geburtskirche und Umgebung gelten.
Armee ruft zum Verlassen des Gebäudes auf
Die israelische Armee hat die in der
Bethlehemer Geburtskirche verschanzten Palästinenser am Freitag per
Lautsprecher zum Verlassen des Gebäudes aufgerufen. "Jeder wird mit
Respekt und Würde behandelt", verkündete eine Stimme auf Arabisch mit
hebräischem Akzent. In der Grotte unter dem Gotteshaus, in der nach
christlichem Glauben Jesus geboren wurde, versteckt sich einem
Zeitungsbericht zufolge auch ein Anführer der El-Aksa-Brigaden, dem
bewaffneten Arm der Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident
Yasser Arafat. Dort sei er am sichersten, sagte Abu Abajat der
italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera". "Wir werden uns
niemals ergeben", fügte der militante Palästinenser hinzu. Die in der
Kirche Eingeschlossenen seien bereit, als "Märtyrer" zu sterben.
Israelische Soldaten sprengten nach Angaben des Bürgermeisters der
Stadt, Hana Nasser, und eingeschlossener Geistlicher ein Tor der den
Griechisch-Orthodoxen gehörenden Geburtskirche. Damit seien die
israelischen Truppen bis direkt for die Kirchentore vorgedrungen.
Ein eingeschlossener franziskanischer Mönch sagte über Mobilfunk,
in der Kirche lägen fünf verletzte Palästinenser, einer davon mit
schweren Wunden. Das Tor der Kirche sei etwa 30 Meter von der Grotte
entfernt, in der nach christlicher Überlieferung Jesus geboren wurde.
Ein israelischer Militärsprecher dementierte die Sprengung des Tores
und sprach von "Gerüchten". Die israelische Armee hatte wiederholt
betont, die Soldaten hätten die Anweisung, keine heiligen Stätten
anzugreifen.
"Wir haben Angst vor einer Eskalation", sagte der Mönch. "Wenn die
israelischen Soldaten in die Kirche eindringen, befürchten wir Kämpfe
in der Kirche. Das wäre ein Massaker." In dem Gebäudekomplex befindet
sich auch der Gouverneur der palästinensischen Autonomiebehörde
Bethlehems, Mohammed Madani. Über Mobilfunk teilte er mit: "Ich habe
mit den Militanten in der Kirche nichts zu tun." Er vermittele
zwischen den Bewaffneten in der Kirche und den Mönchen im
angrenzenden, den lateinischen Christen gehörenden Kloster. Der
Franziskaner sagte, die Palästinenser seien aus Angst in den Konvent
eingedrungen, aber die Mönche hätten sie wieder in die Kirche zurück
gedrängt. Dort schliefen die Menschen auf dem Steinboden. "Wir haben
fast kein Essen mehr", sagte der Mönch.
Unter den Eingeschlossenen befinden sich nach Madanis Angaben
Mitglieder der palästinensischen Tourismusgarde, die die heiligen
Stätten bewachen, palästinensische Sicherheitskräfte und andere ihm
nicht bekannte Männer. Der Franziskaner sagte, in der Kirche seien
150 teilweise bewaffnete Palästinenser und etwa 30 Zivilisten. Im
Konvent harrten 35 Geistliche aus, darunter vier Nonnen.
(APA/AP/red)