Wien - Die internationale Fondsgesellschaft Fidelity Investments trachtet ungeachtet des anhaltenden Konflikts um die steuerliche Ungleichbehandlung ausländischer Investmentfonds nach einer starken Präsenz am heimischen Markt. "Österreich ist bisher ein interessanter Markt gewesen und wird es auch bleiben", erklärte der interimistische Österreich-Geschäftsführer Dirk Tiemann, Nachfolger des zum Hedge Fonds-Spezialisten Quadriga gewechselten Dirk Herrmann, im Gespräch mit der APA. Allerdings habe die steuerliche Situation das Geschäft in Österreich stark beeinträchtigt, so Tiemann weiter. Das von Fidelity in Österreich verwaltete Fondsvermögen hat sich 2001 nach eigenen Angaben von 1,5 Mrd. auf 1,3 Mrd. Euro reduziert, das Neugeschäft sei gar von 514 auf 140 Mill. Euro - das Niveau von 1997 - eingebrochen. Damit befinde man sich in guter Gesellschaft der ausländischen Mitbewerber, die laut Tiemann allesamt unter vergleichbaren Geschäftsrückgängen zu leiden hätten. Einbruch im Direktvertrieb

Diese Entwicklung führt der Fondsexperte hauptsächlich auf den Einbruch im Direktvertrieb zurück, wo man "klar von der Steuerproblematik betroffen" sei. Angesichts der Kehrtwendung der Finanzbranche in Richtung des Verkaufs von Fremdprodukten sei diese Entwicklung besonders betrüblich, denn im Gegensatz zu früher würden an heimischen Bankschaltern nicht grundsätzlich nur die hauseigenen Fondsprodukte angeboten.

Generell betrachtet Tiemann den Zeitpunkt für einen Einstieg in Aktienfonds derzeit als sehr günstig. "Unsere Fondsmanager tragen keine Trauer", unterstreicht er die Einschätzung der Fidelity-Experten, wonach nach dem langen Abwärtstrend viele Unternehmen bereits günstig bewertet seien. Sparpläne würden das Timing-Risiko generell reduzieren, so dass ab einem Zeitraum von zehn Jahren Aktienanlagen immer besser performten als konkurrierende Produkte.

Gespräche mit dem Finanzminister

In der Auseinandersetzung um die umstrittene Sicherungssteuer verfolgen die ausländischen Fondsanbieter laut Tiemann weiterhin eine duale Strategie. Einerseits gebe es Gespräche mit dem Finanzminister um eine Kompromisslösung, auf der anderen Seite sei eine Beschwerde bei der EU-Kommission gegen die Sicherungsbesteuerung anhängig.

Wie berichtet, ist jede inländische Depotbank seit dem in Kraft treten des Kapitalmarktoffensive-Gesetz am 1. Jänner 2001 verpflichtet, jährlich 2,5 Prozent des Gesamtwerts ausländischer Fondsanteile als Sicherungssteuer abzuführen, falls der Fondsinhaber seine Auslandsfondsbestände nicht gegenüber dem Finanzamt offen legt.(APA)