Mag. Ferdinand Kernbauer ist bei der Victoria-Volksbanken Pensionskasse zuständig für die betriebliche Altersvorsorge und somit verantwortlich für die Umsetzung der „Abfertigung Neu“. In einem Interview mit e-fundresearch erläutert er weshalb wegen dieser Regelung viel Volumen in den Geldmarkt umgeschichtet wird. Der geplante Gesetzesentwurf dient deshalb nicht dazu, wie vom Gesetzgeber gewünscht, den österreichischen Kapitalmarkt zu stärken. Mehr darüber im folgenden Gespräch, das unsere Redakteure Albert Reiter und Christian Schreckeis geführt haben.e-fundresearch: Mag. Ferdinand Kernbauer, Sie sind bei der Victoria-Volksbanken Pensionskasse zuständig für die betriebliche Altersvorsorge. Was wurde bei der „Abfertigung Neu“ bezüglich der Veranlagungsvorschriften bereits fixiert bzw. was würden Sie sich denn wünschen? Ferdinand Kernbauer: Im Gesetzesentwurf ist fixiert, dass die Mitarbeitervorsorgekassen bei der Veranlagung eine maximale Aktienquote von 40% halten dürfen. Wünschenswert wäre, dass gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden um den Veranlagungszeitraum zu verlängern. Wir gehen davon aus, dass wir dieses Geld nur kurzfristig, also am Geldmarkt, veranlagen können. Interessant wäre aber eine Kapitalmarktveranlagung um dort auch entsprechende Erträge zu erwirtschaften. e-fundresearch: Und was denken Sie etwa über die nicht vorgesehene Schwankungsrückstellung? Ferdinand Kernbauer: Im Gesetzesentwurf ist derzeit nur eine Rücklage für die Kapitalgarantie vorgesehen. Diese erscheint mir aber wesentlich zu gering. Die Dotierung im Ausmaß von 1% der Abfertigungsansprüche ist viel zu gering um Kapitalmarktschwankungen abfangen zu können. e-fundresearch: Welche Auswirkungen wird das neue Gesetz auf den österreichischen Kapitalmarkt bzw. auf die Fondsbranche haben? Ferdinand Kernbauer: Wenn unsere Annahmen stimmen, und die Begünstigten die Gelder nach einer kurzen Zeit, also 3-4 Jahre, wieder aus der Kasse entnehmen, müssten wir am Geldmarkt veranlagen. Dies würde dazu führen, dass die heute in den Abfertigungsrückstellungen investierten Gelder letztendlich in den Geldmarkt, also in kurzlaufende Rentenfonds oder Geldmarktfonds, umgeschichtet werden. e-fundresearch: Wie stehen Sie zu dem Aspekt der 100%igen Kapitalgarantie? Ist das eher ein Vor- oder ein Nachteil? Ferdinand Kernbauer: Bei einem kurzfristigen Anlagehorizont ist das für die Begünstigen sicher ein Vorteil. Allerdings ist die logische Konsequenz daraus, dass man eben nicht an den Kapitalmarkt gehen kann und die dort möglichen Erträge auch nicht lukrieren kann. Langfristig wirkt sich das wiederum negativ für die Begünstigten aus. e-fundresearch: Was waren die Gründe dafür, dass nicht bestehende Strukturen, wie etwa Pensionskassen, genützt wurden, sondern neue, so genannte Mitarbeitervorsorgekassen geschaffen wurden? Ferdinand Kernbauer: Der Gesetzgeber begründet das damit, dass er deswegen eigene Institutionen schaffen wollte, weil hier ein neues Produkt geschaffen wird, das dem Pensionskassenprodukt sehr ähnlich ist. In einigen Punkten unterscheidet es sich dann aber doch, etwa bei der Kapitalgarantie oder der fehlenden Schwankungsrückstellung. Deswegen wollte man einen eigenen Tatbestand mit eigenen Institutionen schaffen. e-fundresearch: Glauben Sie, dass dieses neue, beitragsorientierte Modell dazu führen wird, dass sich nun größere Teile der Bevölkerung für das Thema Altersvorsorge und Geldanlage interessieren? Ferdinand Kernbauer: Ja, wir sehen das bereits aus unserer täglichen Praxis. Von unserem Vertrieb haben wir bereits ein positives Feedback erhalten. Wir haben hier eine Art Türöffner: Die Leute sind sensibilisiert, die Kunden sind sensibilisiert und hören mit größerem Interesse zu, wenn man zum Thema betriebliche Altersvorsorge mit Ihnen reden will. e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!