Die CDU Sachsen-Anhalt widersetzt sich dem Kanzlerkandidaten der Union, Edmund Stoiber, der das Thema Zuwanderung in den Mittelpunkt des Wahlkampfes im ostdeutschen Bundesland stellen will. Der Spitzenkandidat bei der anstehenden Landtagswahl, Wolfgang Böhmer, begründete die Weigerung damit, dass man "den Menschen das Thema nicht einfach aufdrängen" und "künstlich aufdrücken" könne. Die Landespartei werde das Thema nicht aktiv in den Mittelpunkt des Wahlkampfes stellen. In Sachsen-Anhalt liegt der Ausländeranteil nur bei 2,2 Prozent.

Stoiber hatte zuvor angekündigt, die Wahl am 21. April in Sachsen-Anhalt auch zur Abstimmung über das Zuwanderungsgesetz zu machen. Unterstützung erhielt der bayerische Ministerpräsident am Donnerstag von CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer: Zuwanderung könne als Wahlkampfthema nicht ausgeklammert werden, "und wir werden es auch nicht ausklammern".

Dennoch wird die Kritik in der CDU an dieser Strategie immer lauter. Am markantesten formulierte Exgeneralsekretär Heiner Geißler, der die Union vor einer Antiausländerkampagne warnte: "Wer so etwas macht, der ist reif für die Psychiatrie." Eine Konzentration auf dieses Thema wäre "der berühmte Schuss ins Knie". Die frühere Bundestagspräsidentin und Vorsitzende der überparteilichen Zuwanderungskommission, Rita Süssmuth, attackierte ihre Partei ebenfalls scharf: Es sei verantwortungslos, wenn die Union den Eindruck erzeuge, dass durch das Zuwanderungsgesetz viele ausländische Arbeitskräfte ins Land geholt würden.

Der SPD kommt die Auseinandersetzung bei der größten Oppositionspartei durchaus gelegen. In einem Brief an die Gliederungen der Partei schrieb der SPD-Chef und Bundeskanzler Gerhard Schröder, Stoiber sei mit seiner Position isoliert. Den Streit um die Zuwanderung führte Schröder als Beleg dafür an, dass es bei der Bundestagswahl am 22. September um eine Richtungsentscheidung gehe. So gehe es unter anderem um die Entscheidung zwischen "Weltoffenheit und Provinzialismus".

Die Union setzt ihrerseits darauf, Stoiber im Wahlkampf als Gegenmodell zu Schröder zu präsentieren, so Stoibers Wahlkampfmanager Michael Spreng am Donnerstag bei der Vorstellung des ersten gemeinsamen Plakates von CDU und CSU. Das Sujet zeigt Stoiber mit den Schlagworten: "Kantig. Echt. Erfolgreich." (DER STANDARD, Print-Ausgabe,05.04.2002)