Bristol/Wien - Gute Nachricht für Herzpatienten: Immer häufiger werden Bypass-Operationen zur "Verlegung" eines oder mehrerer "neuer" Herzkranzgefäße ohne Verwendung der Herz-Lungen-Maschine und somit am schlagenden Herzen durchgeführt. Das verringert vor allem die Komplikationen im Rahmen solcher Eingriffe, haben jetzt britische Wissenschafter beweisen können. Univ.-Prof. Dr. Gianni D. Angelini vom Bristol Heart Institute in Großbritannien und seine Co-Autoren publizieren in der neuesten Ausgabe der britischen Medizin-Fachzeitschrift "The Lancet" (6. April) eine Analyse der Daten aus zwei Studien, in denen die herkömmliche Bypass-Operationsmethode bei still gelegtem Organ und Verwendung der Herz-Lungen-Maschine mit dem neuen Verfahren verglichen wurden. Nachteile des bisherigen "Gold-Standard" "Gold-Standard" bei allen größeren Herzoperationen war bisher die Benutzung der Herz-Lungen-Maschine. Das das hat auch Nachteile, weil das Organ vorübergehend still gelegt werden muss. Andererseits sind Eingriffe am sich bewegenden Herzen (ohne maschinelle Aufrechterhaltung des Kreislaufes) chirurgisch diffiziler. In den vergangenen Jahren wurden allerdings verschiedene Halterungs- bzw. Klammermethoden entwickelt, die zumindest eine Ruhigstellung des Operationsgebietes trotz Herzschlags erlauben. Bekannt war bereits, dass das Weglassen der Herz-Lungen-Maschine bei Bypass-Operationen an hoch betagten Patienten die Sterblichkeitsrate von zehn auf vier Prozent senken kann. Das wurde beispielsweise 1999 im Rahmen eines Fachkongresses am Wiener AKH präsentiert. Auch an der Klinischen Abteilung für Herz- und Thoraxchirurgie an der Universitätsklinik in Wien beschäftigt man sich seit Jahren mit den neuen und weniger invasiven Operationsmethoden. Vor allem weniger Komplikationen Laut den britischen Wissenschaftern garantieren Bypass-Operationen am schlagenden Herzen vor allem weniger Komplikationen: So wurde im Vergleich zu den Eingriffen unter Verwendung der Herz-Lungen-Maschine die Häufigkeit von schweren Rhythmusstörungen unmittelbar nach dem Eingriff um 25 Prozent reduziert. Es kam auch zu einer Verringerung der Infektionsrate um zwölf Prozent. Patienten, die am schlagenden Herzen ein neues Herzkranzgefäß "verpasst" bekamen, benötigten auch um ein Drittel weniger häufig Blutkonserven. Die mittelfristige Sterblichkeit der Patienten in einem Zeitraum von ein bis drei Jahren war allerdings mit zwei bzw. drei Prozent (letztere Zahl bezieht sich auf die Bypass-Operationen mit Herz-Lungen-Maschine) etwa gleich. Deutlicher waren die Unterschiede, wenn man die Häufigkeit von Herztod und Herzzwischenfällen zusammenzählte: Während es bei vorangegangener Verwendung der Herz-Lungen-Maschine bei 21 Prozent der Patienten zu einem solchen "Ereignis" kam, lag diese Gefährdung unter den Herzkranken, die am schlagenden Organ operiert worden waren, bei 17 Prozent. (APA)