Kairo - Die wütenden Proteste gegen Israel
und die USA sind in der arabischen Welt am Freitag trotz der
Nahost-Erklärung von US-Präsident George W. Bush weiter eskaliert. In
der saudischen Öl-Stadt Dhahran zogen nach dem Freitagsgebet trotz
eines strengen Demonstrationsverbots rund 5.000 Menschen vor das
US-Konsulat und riefen "Tod, Tod für Amerika". In der Hauptstadt des
Golfstaates Bahrain, Manama, warfen Demonstranten nach Angaben des
arabischen TV-Senders Al Jazeera Brandbomben auf das Gebäude der
US-Botschaft.
Gebete für "Märtyrer"
In Ägypten beteten mehrere Millionen Moslems für die Seelen der
palästinensischen "Märtyrer". Wie die staatliche Nachrichtenagentur
MENA berichtete, hatte der Minister für religiöse Stiftungen, Hamdi
Saksuk, die Vorbeter des Landes aufgefordert, "für die Seelen der
palästinensischen Märtyrer zu beten, die durch die abscheuliche
israelische Aggression gegen das standhafte palästinensische Volk
gefallen sind". In einigen Moscheen kam es nach dem Freitagsgebet zu
anti-israelischen Demonstrationen.
Polizei setzt Tränengas ein
An der berühmten Kairoer Al-Azhar-Moschee, wo sich nach Angaben
aus Sicherheitskreisen rund 5.000 Gläubige versammelt hatten, setzte
die Polizei Tränengas ein, um die Demonstranten daran zu hindern,
ihre auf dem Gelände der Moschee begonnene Protestkundgebung auf der
Straße fortzusetzen. Auch in zwei Moscheen in Alexandria und Tanta im
Nil-Delta demonstrierten jeweils rund 3.000 Menschen gegen die
israelische Offensive in den palästinensischen Autonomiegebieten.
Straßenschlacht in Amman
In der jordanischen Hauptstadt Amman versammelten sich nach den
Freitagsgebeten in und vor einer Moschee mindestens 6.000 Menschen,
um zur einen Kilometer entfernten Botschaft Israels zu marschieren.
Als sich ihnen Polizei in den Weg stellte, versuchten die Menschen
einen Durchbruch, wurden aber mit Wasserwerfern und Tränengas
zurückgetrieben. Die Demonstranten reagierten mit Steinwürfen.
Augenzeugen berichteten, mehrere Demonstranten seien verletzt und
Dutzende verhaftet worden.
Jordanien und Ägypten sind die einzigen arabischen Länder, die mit
Israel Frieden geschlossen haben. Die meisten der über vier Millionen
Jordanier sind palästinensischer Abstammung.
In Syrien marschierten am Freitag mehr als 5000 syrische und
palästinensische Demonstranten in Richtung der israelischen Grenze.
Einige von ihnen hatten sich mit falschen Sprengsätzen und Kapuzen
als Selbstmordattentäter "verkleidet". Sie riefen "Bewaffnet uns und
schickt uns zur Al-Aqsa (Moschee in Jerusalem)".
Auch in Indonesien, der bevölkerungsreichsten Moslem-Nation, gab
es in der Hauptstadt Jakarta sowie sechs weiteren Städten
Kundgebungen gegen Israel und die USA als dessen wichtigsten
Verbündeten. In Jakarta ging die Polizei mit Wasserwerfern und
Tränengas gegen eine Menschenmenge vor, aus der die US-Botschaft mit
faulen Eiern und Tomaten beworfen wurde.
In Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, folgten fast 15.000
Moslems der Aufforderung von mindestens einem Dutzend islamischer
Gruppen zu einer Kundgebung gegen Israel und die USA. (APA/dpa/Reuters)