Wien - Das Staunen war groß Anfang Jänner, als bekannt wurde, dass Staatssekretär Franz Morak (VP) am 21. Dezember 2001 mit seinem Berater, dem VP-nahen Wirtschaftsprüfer Christian Pultar, einen unbefristeten Vertrag abgeschlossen hatte: In diesem wird die Verwaltung der Artothek (Lagerung, Leihverkehr und Inventarisierung) einem von Pultar gegründeten Verein, der bis dahin unbekannten Gesellschaft zur Förderung der Digitalisierung des Kulturgutes , übertragen. Karl Öllinger von den Grünen brachte in der Folge drei parlamentarische Anfragen ein. Die ersten Antworten von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, der sich nicht an die Regeln der neuen Rechtschreibung hält, liegen nun vor. Sie bringen allerdings alles andere denn Klarheit. Weil nach Ende der Ausschreibungsfrist (Mitte Juli 2001) nur ein Angebot eingelangt war, wandte man sich an den Verein, da diese Institution "einen besonderen Konnex zum Kulturmanagement" hätte. Der Verein sei wegen eines Digitalisierungsprojektes bereits im Mai 2001 vorstellig geworden: "Aus der Projektbeschreibung und den vorliegenden Unterlagen war davon auszugehen, dass der Verein entsprechende Erfahrung im Kulturbereich besitzt." Am 6. August hätte man dem Verein zugesagt, das Projekt unterstützen zu wollen. "Weiters wurde die Gesellschaft eingeladen, ein Anbot für die Verwaltung der Artothek zu legen." Den Verein gab es offiziell aber weder im Mai 2001 noch am 6. August: Er wurde von Pultar erst am 7. August bei der Vereinspolizei angemeldet. Dafür war Pultar äußerst schnell bei der Legung des Anbots: Es datiere, so Schüssel, vom 8. August. Öllinger stößt sich daran, dass "Schüssel einen Verein als renommiert erklärt, den es noch gar nicht gab". Seine Partei werde den Fall zum Gegenstand einer parlamentarischen Debatte machen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6./7. 4.2002)