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GINDL Barbara/APA

Thomas Trenkler

Wien - Die Tage von Volksoperndirektor Dominique Mentha scheinen gezählt. Denn der Aufsichtsrat debattierte am Freitag die Szenarios ab dem Sommer 2005. Drei Möglichkeiten standen zur Auswahl: die Neuausschreibung der Leitung oder eine Verlängerung des laufenden Vertrages mit Mentha um eine volle Periode beziehungsweise um ein Jahr, wie es der in die Defensive gedrängte Direktor selbst vorgeschlagen hatte.

Für fünf weitere Jahre plädierte keiner. Zwischen Gnadenjahr oder Neuausschreibung fiel die Wahl allerdings schwer: Die Entscheidung obliegt nun Kunststaatssekretär Franz Morak (VP), der bereits im März 2001 die Verlängerung des Vertrags von Staatsoperndirektor Ioan Holender um zwei weitere Jahre (bis 2007) verkündet hatte. Als Argument für die Verlängerung wurde damals das Mozart-Jahr 2006 ins Treffen geführt, das naturgemäß auch für die Volksoper von Belang ist.

Im Vorfeld der Sitzung schien Mentha sehr nervös. Da er sich keine Chancen ausrechnen konnte, für eine volle Periode wiederbestellt zu werden, schlug er Morak vor, seinen Vertrag wenigstens bis zum Sommer 2006 zu verlängern. Um, wie Mentha in einem Brief an das Ensemble schrieb, "die Diskussionen über die Direktion zu beenden und eine Phase der Ruhe und Konzentration einzuleiten".

In diesem Schreiben stellt er einen "Stabilitätspakt" vor: "Die zahlreichen kurzfristigen Direktionswechsel, die Ausgliederung, die Neupositionierung, die medialen Turbulenzen und gehäuften Prüfungsaufträge in den letzten zweieinhalb Jahren hatten die Volksoper in gewisse Unruhe versetzt. Nun soll eine Phase der Kontinuität und ruhigen Arbeitsweise beginnen."

Eine Vertragsverlängerung um ein Jahr würde das Haus daher nicht bereits ab der kommenden Saison "durch die Diskussionen über die Ausschreibung des Direktorpostens destabilisieren". Zudem würde sie "die kontinuierliche Vorbereitung des Mozart-Jahres 2006 an der Volksoper, einer der drei großen Mozart-Pflegestätten Österreichs, sicherstellen."

Mentha führt ins Treffen, in der laufenden Saison "die beste Auslastung seit drei Jahren" zu erreichen und "die höchsten Einnahmen seit vier Jahren" zu erzielen, "obwohl sich die Aufführung von ernsten Werken des 20. Jahrhunderts oder der Gegenwart gegenüber der Saison 98/99 fast verdreifacht" habe. Darüber hinaus liege die Sitzplatzauslastung bis dato bei 80,6 Prozent.

Die blendenden Zahlen wurden zuletzt etwas getrübt (am Ostermontag war die Vorstellung der Generalin nur zu 27 Prozent ausgelastet), aber aus dem Rechnungshof, der die Volksoper in den letzten Monaten prüfte, erfährt man Beruhigendes: Der Bericht werde schmal und ohne große Kritikpunkte ausfallen.

Gegenüber dem STANDARD wollte Mentha zur Aufsichtsratssitzung nicht Stellung nehmen. Er habe ein "Abkommen mit Morak" und warte auf dessen Antwort. Wie diese lauten werde, wollte man im Büro des Kunststaatssekretärs nicht preisgeben.

(DER STANDARD, Print, Sa./So. 6.04.2002)