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Wien - In Wien gibt es einen Stadtpark, in Havanna auch. In Wien fiedelt dort ein goldener Johann Strauß, in Havanna auch - das Geschenk der Stadt Wien ist für Angel Dalmau Fernández ein gutes Beispiel für die Beziehungen zwischen Österreich und Kuba: "Auf Regierungsebene gibt es einen regen Austausch, im Wirtschaftsbereich sind die Beziehungen nicht genügend", sagte der kubanische Vizeaußenminister, derzeit auf Besuch in Österreich, im STANDARD- Interview.

Dabei hätten Kuba und Österreich erst ein Abkommen zur Sicherung von Investitionen unterzeichnet, so Dalmau Fernández, auch ein Doppelbesteuerungsabkommen sei in Vorbereitung. "20.000 österreichische Touristen kommen pro Jahr in unser Land. Diese Zahl können wir steigern. Bei den Unternehmern ist das nicht so leicht. Vielleicht auch deswegen, weil wir uns zu wenig präsentieren."

"Kuba", so der Vizeaußenminister, "ist ein vollkommen offenes Land". Es existierten ähnlich moderne Gesetze für ausländische Investments wie in Mexiko. Und: "Kuba ist das einzige lateinamerikanische Land, das sich nicht dem Neoliberalismus verschrieben hat." Das trage Früchte: Inzwischen sei die EU mit einem Volumen von 5,9 Milliarden Euro pro Jahr der größte Investor auf der Karibikinsel.

Das offensive Werben Kubas um Investitionen widerspricht laut Dalmau Fernández den jüngsten Äußerungen Fídel Castros nicht. Der hatte beim UN-Entwicklungsfinanzierungsgipfel in Monterrey die Weltwirtschaft als "riesiges Spielcasino" bezeichnet. "Wir privatisieren ja nicht", so der Vizeaußenminister.

Im Gegensatz zu Europa haben sich indes die Beziehungen mit den USA Dalmau Fernández zufolge seit Amtsantritt George W. Bushs "dramatisch verschlechtert". Präsident Castro habe etwa die Konferenz von Monterrey vorzeitig verlassen müssen, weil Bush im Anflug war: "Dabei fährt der Präsident sogar zu UN-Versammlungen nach New York."

Die USA versuchten auch in einer Art "Vendetta" eine Verurteilung Kubas vor dem UN-Menschenrechtsauschuss in Genf zu erreichen. Dabei stehe Kuba im Vergleich mit anderen lateinamerikanischen Ländern in Sachen Menschenrechte gut da. Und die Boots- und Botschaftsflüchtlinge? "Das sind wenige, die meisten davon haben eine kriminelle Vergangenheit", so Dalmau Fernández.

Dass die USA nun Al-Qa'ida-Terroristen auf Guantanamo internieren, lehne Kuba ab. Dalmau Fernández: "Aber was können wir dagegen tun? Es gibt einen Pachtvertrag für die Basis, der nicht einseitig kündbar ist." Sollte ein Häftling fliehen, werde man ihn aber zurückschicken: "Das ist nicht unser Business." (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 6./7. 4.2002)