Eine Auffanggesellschaft soll den hoch verschuldeten Kirch-Konzern nach der erwarteten Insolvenz vor einer völligen Zerschlagung bewahren. Wie es am Samstag in Bankenkreisen hieß, handelt es sich um einen Notfallplan, falls sich nicht doch noch in letzter Sekunde ein Investor an der notwendigen Zwischenfinanzierung beteiligt. Nach übereinstimmenden Informationen der "Financial Times" und der "Süddeutschen Zeitung" wollen die vier wichtigsten Gläubigerbanken der Kirch-Gruppe am Montag zeitgleich mit dem Insolvenzantrag der KirchMedia das Rettungskonzept präsentieren.In einer Auffanglösung könnten auch in- oder ausländische Medienkonzerne als Investoren eingebunden sein, sagte ein Bankenvertreter der Deutschen Presse-Agentur. Bezüglich der Auffanggesellschaft seien verschiedene Szenarien denkbar. So könnten die Bayerische Landesbank, die HypoVereinsbank, die Commerzbank und die DZ Bank im Alleingang aktiv werden. Denkbar sei auch eine Beteiligung der Medienkonzerne von Rupert Murdoch und Silvio Berlusconi. In den vergangenen Monaten war wiederholt auch über einen Einstieg des Axel Springer Verlags spekuliert worden. Allerdings müsste eine solche Auffanggesellschaft vom vorläufigen Insolvenzverwalter genehmigt werden. Hohe Wahrscheinlichkeit für eine Insolvenz In Bankenkreisen hieß es, die Wahrscheinlichkeit für eine Insolvenz der KirchMedia sei hoch. Dennoch sei nicht auszuschließen, dass die Investoren um Murdoch und den italienischen Ministerpräsidenten und Medienunternehmer Berlusconi in letzter Sekunde noch einmal zu Gespräche bitten würden, denen sich die Banken nicht verschließen würden. Im Falle einer Insolvenz der Kirch Media solle die Auffanggesellschaft möglichst zeitnah realisiert werden. Einem Bericht des Onlinedienstes der "Financial Times" zufolge verhandeln Vertreter aus den Reihen von Commerzbank, DZ Bank, Bayerischer Landesbank und HypoVereinsbank mit Beratern des Konzerns und bayerischen Politikern über eine Lösung, die am Montag auf einer Pressekonferenz in München der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Laut "Süddeutscher Zeitung" ist das Vorhaben mit der bayerischen Staatsregierung abgestimmt, die für Dienstag eine entsprechende Erklärung im Landtag plane. Bayerischen Landesbank wird überprüft Deutschlands Innenminister Otto Schily erwartet, dass wegen der Kirch-Krise das Verhalten der Bayerischen Landesbank überprüft wird. Die halbstaatliche Bank ist der größte Kreditgeber der Kirch-Gruppe. Sie ist mit 46 Prozent an der österreichischen BAWAG beteiligt, die auch Kreditforderungen gegen die KirchGruppe hat. Die Banken wollen demnach Teile ihrer Forderungen in Anteile an der Gesellschaft umwandeln und dann weitere Investoren suchen. In der Auffanggesellschaft sollen wesentliche Teile der Kirch-Gruppe übernommen werden. Dazu gehörten der Betrieb von Fernsehsendern wie ProSieben und SAT.1 sowie der Handel mit Film- und Fernsehrechten. Die Auffanggesellschaft sollen die Verbindlichkeiten der Kirch-Gruppe nachverhandeln, zudem werde ein Verkauf des verlustreichen Abokanals Premiere World erwogen. Insolvenz nicht das Ende Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" bereitet das Kirch-Management die Belegschaft inzwischen darauf vor, dass eine Insolvenz nicht das Ende des Film- und Fernsehimperiums bedeutet. Das Blatt zitierte aus einem Schreiben des Leiters des Deutschen Sportfernsehens (DSF), Stefan Ziffzer, an die Mitarbeiter: Eine Insolvenz sei "sicherlich ein sehr bitterer Einschnitt, aber zunächst geht es weiter". Kirch darf nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" auch bei einer Insolvenz die TV-Rechte an den Fußball- Weltmeisterschaften 2002 und 2006 behalten. Nach Darstellung des Blattes haben sich Kirchs Geschäftsführer Dieter Hahn und der Präsident des Internationalen Fußball-Verbandes (FIFA), Joseph Blatter, am Donnerstag vor Ostern darauf verständigt, die Rechte aus der bedrohten KirchMedia herauszulösen und in die KirchSport mit Sitz in der Schweiz zu übertragen. Die FIFA spekuliere darauf, dass dadurch die Rechte vor den Gläubigern sicher wären, schreibt "Der Spiegel". Das Geschäft sei "insolvenzfest", habe es auch aus Kirch-Kreisen geheißen, so das Magagzin. Die Banken hätten die Vereinbarung gebilligt.(APA/AP/dpa)