London - Zehntausende Briten haben am Samstag am Sarg der Königinmutter Abschied von der Verstorbenen genommen. In kilometerlangen Schlangen warteten die Trauernden bei sonnigem Wetter bis zu sieben Stunden auf Einlass in die ehrwürdige Westminster Hall, wo der Sarg seit Freitag aufgebahrt ist. Entgegen der ursprünglichen Planung soll die Halle Tag und Nacht bis Montagabend durchgehend geöffnet bleiben. Zur offiziellen Trauerprozession am Freitag hatten mehr als 400.000 Menschen die Straßen im Zentrum Londons gesäumt. Zum Trauergottesdienst in der Westminster-Abtei am Dienstag soll die Queen nach Presseberichten auch Camilla Parker Bowles, die langjährige Freundin von Prinz Charles (53), eingeladen haben. Die "Daily Mail" wertete die offiziell nicht bestätigte Einladung an Parker Bowles als eine "bemerkenswerte Geste der Versöhnung". Königin Elizabeth II. markiere damit eine "bedeutsame Wende" in ihrer Haltung gegenüber der geschiedenen Parker Bowles. Nach dem Tod der Königinmutter, die Zeitlebens strikt gegen die Beziehung zwischen Parker Bowles und ihrem Lieblingsenkel war, zeichne sich nun eine "Entspannung" ab, schrieb die "Mail". Nach Einschätzung des "Daily Mirror" (Samstagsausgabe) soll mit der Einladung die langjährige Rolle von Camilla an der Seite ihres früheren Ehemannes, Andrew Parker Bowles, gewürdigt werden. Der inzwischen wieder verheiratete Brigadegeneral steht in den Diensten des Königshauses und ist ein Patensohn der "Queen Mum." An seiner Seite war Camilla häufig mit der Königinmutter zusammengetroffen. Ende März hatte die Queen Camilla auf Drängen ihres ältesten Sohnes erstmals in den Buckingham-Palast eingeladen. Die beiden Frauen begrüßten sich während der Konzerteinladung kurz, an einem anschließend von Charles ausgerichteten Dinner nahm die Königin nicht teil. Zur Trauerfeier am Dienstag will Camilla den Berichten zufolge mit ihrer Schwester kommen. Auch ihr Ex-Mann wird dort sein. Laut "Mirror" ist Camilla über die Einladung "hocherfreut". Britische Zeitungen kommentierten am Samstag ausführlich das spektakuläre militärische Trauerzeremoniell für die "Queen Mum" vom Freitag. "Die Welt konnte eine Nation erleben, die mit der Monarchie eins ist", schrieb die königstreue "Daily Mail". Für die "Times" war es eine "Demonstration von Respekt und Zuneigung - aber auch von Realismus und Reife". Der "Mirror" meinte: "Es mag vieles geben, was wir nicht gut machen. Aber bei Anlässen wie diesen sind wir Briten unschlagbar." Sogar der republikanische "Guardian" schrieb, die für die Verstorbene gezeigte Wärme sei "kein Mythos".(APA/dpa)