Nablus/Jenin/Ramallah/Gaza - Ungeachtet der amerikanischen Forderung nach sofortigem Truppenrückzug hat die israelische Armee ihre Offensive im palästinensischen Westjordanland fortgesetzt. Die Soldaten haben nach dem Einmarsch der Armee in sieben palästinensische Städte nach eigenen Angaben 200 Palästinenser getötet und 1500 verletzt, teilte der israelische Generalstabschef Shaul Mofaz am Sonntag dem Kabinett in Jerusalem mit. Zwölf israelische Soldaten seien getötet und 143 verwundet. Nach Angaben des Roten Halbmonds wurden hingegen im gesamten Monat März 234 Palästinenser getötet. Aus mehreren Palästinenser-Städten wurden am Sonntag heftige Gefechte gemeldet. Die israelische Armee hat laut Augenzeugen am Sonntagmorgen Stellung in der Umgebung mehrerer palästinensischer Ortschaften im Westjordanland bezogen. Panzer und hunderte Soldaten hätten Straßen gesperrt und verschiedene Orte umstellt, hieß es, darunter Beit Rima und Kubar in der Nähe der besetzten Stadt Ramallah. Nablus: Mutmaßlicher Extremistenführer getötet Israelische Soldaten haben am Sonntag in der Altstadt von Nablus im Westjordanland drei Palästinenser erschossen. Wie palästinensische Sicherheitskräfte berichteten, waren die Männer bewaffnet. Ein Opfer war nach Rundfunkberichten ein mutmaßlicher lokaler Anführer der militanten "Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden". Die "Märtyrer"-Brigaden sind aus radikalen Elementen der Fatah-Organisation von Präsident Yasser Arafat zusammengesetzt. Nach Angaben des israelischen Rundfunks haben die Besatzungstruppen inzwischen den größten Teil der Altstadt von Nablus unter ihrer Kontrolle. Am Vortag wurden bei heftigen Gefechten in Nablus und Jenin nach palästinensischen Angaben mindestens 50 Palästinenser getötet. Gaza Israelische Truppen haben in der Nacht zum Sonntag bei einem Vorstoß im südlichen Gazastreifen einen Palästinenser erschossen. Wie der israelische Rundfunk berichtete, habe der Mann einen Anschlag auf eine jüdische Siedlung vorbereitet. Bereits am Samstag waren israelische Panzer nach palästinensischen Angaben in die Stadt Raffah im Gazastreifen vorgedrungen und hatten mehrere Salven abgefeuert. Dabei sollen ein 13-jähriger Junge und ein 6- jähriges Mädchen getötet worden sein. Bisher hatte sich die seit über einer Woche anhaltende israelische Militäroperation "Schutzwall" auf palästinensische Städte im Westjordanland beschränkt. Hohe Oferzahl in Jenin Nach Rundfunkberichten vom Sonntag halten die Gefechte zwischen israelischen Soldaten und Palästinensern im Flüchtlingslager von Jenin an. Israelische Bulldozer zerstörten zahlreiche Häuser am Rand des Lagers. Kampfhubschrauber flogen erneut zahlreiche Einsätze. Die israelische Tageszeitung "Yediot Aharonot" berichtete am Sonntag von "blutigen Kämpfen in den Gassen von Jenin" und im nahe gelegenen Flüchtlingslager. Dabei seien am Samstag sieben israelische Soldaten getötet worden. Nach Angaben des palästinensischen Informationsministers Yasser Abed Rabbo wurden in Jenin am selben Tag mindestens 35 Palästinenser getötet und Hunderte verletzt. Ein Armeevertreter sagte im israelischen Rundfunk, alle palästinensischen Kämpfer, die sich nicht ergäben, würden getötet. Die Palästinenser-Regierung appellierte an die internationale Gemeinschaft, einzuschreiten. Der Palästinenser Abu Irmaila, Kämpfer im Lager bei Jenin, sagte, er habe 30 Tote gezählt. Eine große Zahl Menschen sei verwundet worden. Die israelischen Truppen kontrollierten nun den Großteil des Lagers. Palästinensischen Angaben zufolge hatte das Lager die Nacht über unter schwerem Beschuss israelischer Panzer und Hubschrauber gelegen. Der Oberbefehlshaber der israelischen Streitkräfte in dem Gebiet, Tat Aluf Ejal Shlein, sagte im Rundfunk, die palästinensischen Kämpfer in Jenin seien eingeschlossen. Auf palästinensischer Seite habe es zahlreiche Verluste gegeben. Die Armee hatte Jenin zum militärischen Sperrgebiet erklärt. (APA/Reuters/dpa)