Nahost
Weiterhin Tote an mehreren Orten, darunter mutmaßlicher Extremistenführer
Kämpfe in Nablus und nun auch im Gazastreifen - Mindestens 35 Opfer in Flüchtlingslager Jenin
Nablus/Jenin/Ramallah/Gaza - Ungeachtet der
amerikanischen Forderung nach sofortigem Truppenrückzug hat die
israelische Armee ihre Offensive im palästinensischen
Westjordanland fortgesetzt. Die Soldaten haben nach dem Einmarsch der Armee in sieben
palästinensische Städte nach eigenen Angaben 200
Palästinenser getötet und 1500 verletzt, teilte der israelische
Generalstabschef Shaul Mofaz am Sonntag dem Kabinett in Jerusalem
mit. Zwölf israelische Soldaten seien getötet und 143 verwundet. Nach Angaben des Roten Halbmonds wurden hingegen im gesamten Monat März 234
Palästinenser getötet. Aus mehreren Palästinenser-Städten wurden am Sonntag
heftige Gefechte gemeldet. Die israelische Armee hat laut Augenzeugen am
Sonntagmorgen Stellung in der Umgebung mehrerer palästinensischer
Ortschaften im Westjordanland bezogen. Panzer und hunderte Soldaten
hätten Straßen gesperrt und verschiedene Orte umstellt, hieß es,
darunter Beit Rima und Kubar in der Nähe der besetzten Stadt
Ramallah.
Nablus: Mutmaßlicher Extremistenführer getötet
Israelische Soldaten haben am Sonntag in der
Altstadt von Nablus im Westjordanland drei Palästinenser erschossen.
Wie palästinensische Sicherheitskräfte berichteten, waren die Männer
bewaffnet. Ein Opfer war nach Rundfunkberichten ein
mutmaßlicher lokaler Anführer der militanten
"Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden". Die
"Märtyrer"-Brigaden sind aus radikalen Elementen der
Fatah-Organisation von Präsident Yasser Arafat zusammengesetzt. Nach
Angaben des israelischen Rundfunks haben die Besatzungstruppen
inzwischen den größten Teil der Altstadt von Nablus unter ihrer
Kontrolle.
Am Vortag wurden bei heftigen Gefechten in Nablus und
Jenin nach palästinensischen Angaben mindestens 50 Palästinenser
getötet.
Gaza
Israelische Truppen haben in der Nacht zum
Sonntag bei einem Vorstoß im südlichen Gazastreifen einen
Palästinenser erschossen. Wie der israelische Rundfunk berichtete,
habe der Mann einen Anschlag auf eine jüdische Siedlung vorbereitet.
Bereits am Samstag waren israelische Panzer nach palästinensischen
Angaben in die Stadt Raffah im Gazastreifen vorgedrungen und hatten
mehrere Salven abgefeuert. Dabei sollen ein 13-jähriger Junge und ein
6- jähriges Mädchen getötet worden sein. Bisher hatte sich die seit
über einer Woche anhaltende israelische Militäroperation "Schutzwall"
auf palästinensische Städte im Westjordanland beschränkt.
Hohe Oferzahl in Jenin
Nach Rundfunkberichten vom Sonntag halten die Gefechte
zwischen israelischen Soldaten und Palästinensern im Flüchtlingslager
von Jenin an. Israelische Bulldozer zerstörten zahlreiche Häuser am
Rand des Lagers. Kampfhubschrauber flogen erneut zahlreiche Einsätze.
Die israelische Tageszeitung "Yediot Aharonot" berichtete am
Sonntag von "blutigen Kämpfen in den Gassen von Jenin" und im nahe
gelegenen Flüchtlingslager. Dabei seien am Samstag sieben israelische
Soldaten getötet worden. Nach Angaben des palästinensischen
Informationsministers Yasser Abed Rabbo wurden in Jenin am selben Tag
mindestens 35 Palästinenser getötet und Hunderte verletzt.
Ein Armeevertreter sagte im israelischen Rundfunk, alle
palästinensischen Kämpfer, die sich nicht ergäben, würden getötet.
Die Palästinenser-Regierung appellierte an die internationale
Gemeinschaft, einzuschreiten.
Der Palästinenser Abu Irmaila, Kämpfer im Lager bei Jenin, sagte,
er habe 30 Tote gezählt. Eine große Zahl Menschen sei verwundet
worden. Die israelischen Truppen kontrollierten nun den Großteil des
Lagers. Palästinensischen Angaben zufolge hatte das Lager die Nacht
über unter schwerem Beschuss israelischer Panzer und Hubschrauber
gelegen. Der Oberbefehlshaber der israelischen Streitkräfte in dem
Gebiet, Tat Aluf Ejal Shlein, sagte im Rundfunk, die
palästinensischen Kämpfer in Jenin seien eingeschlossen. Auf
palästinensischer Seite habe es zahlreiche Verluste gegeben. Die
Armee hatte Jenin zum militärischen Sperrgebiet erklärt.
(APA/Reuters/dpa)