New York - Der Weltsicherheitsrat der UNO hat Israels gewaltsames Vorgehen in den Palästinensergebieten bei einer Dringlichkeitssitzung am Sonntag (Ortszeit) in New York als "nicht akzeptabel" bezeichnet und erneut einen "unverzüglichen" Truppenabzug verlangt. Der Sicherheitsrat zeigte sich "zutiefst besorgt" über die Situation im Westjordanland und dem Gazastreifen sowie darüber, dass beide Seiten die UNO-Resolutionen missachteten, sagte der amtierende russische Ratspräsident Sergej Lawrow. "Es muss jetzt Waffenruhe eintreten, und Israel muss seine Soldaten ohne Verzug aus dem Palästinenserstädten abziehen", sagte Lawrow nach fast dreistündiger Beratung. Die Gewaltakte der Israelis in den Gebieten unter palästinensischer Autonomieverwaltung seien eine Verletzung der internationalen Menschenrechte, die viele Opfer in der Zivilbevölkerung gefordert und die palästinensische Autorität ausgehöhlt hätten. Der israelische UNO-Botschafter Jehuda Lankri deutete abermals an, sein Land werde sich nicht sofort aus den Autonomiegebieten zurückziehen. Zunächst benötige es Garantien von Seiten der Palästinenser, dass Selbstmordanschläge verhindert und Terroristen verhaftet würden. Bisher gebe es aber noch nicht einmal eine entsprechende Willensbekundung, beklagte Lankri. Syriens UNO-Botschafter Michail Wehbe warf Israel vor, alle Palästinenser in Nablus und Jenin töten zu wollen. Der Sicherheitsrat will Israels UNO-Botschafter Jehuda Lancry und den UNO-Repräsentanten der Palästinenser, Yasser el Kidwa, bereits am Montagvormittag (Ortszeit) wieder getrennt zu "persönlichen" Gesprächen vorladen. Anschließend wollte sich der Rat bei einer offenen Sitzung mit der Lage in den palästinensischen Gebieten befassen. Ein neuer Resolutionsentwurf lag dem Rat jedoch nicht vor. Der Sicherheitsrat war am Sonntagabend (Ortszeit) auf Drängen der Arabischen Liga hinter verschlossenen Türen zusammengekommen. Die Außenminister Liga hatten am Samstag ihre Diplomaten bei den Vereinten Nationen angesichts der Lage in den palästinensischen Flüchtlingslagern in Jenin und Nablus aufgefordert, sich für die Einberufung einer neuen Sitzung einzusetzen. Das höchste UNO-Gremium hat in den vergangenen drei Wochen bereits drei Nahost-Resolutionen verabschiedet, die letzte auf Antrag Syriens und Tunesiens am vergangenen Donnerstag. Mit der ersten Resolution 1397 sprach sich der Rat vor allem für die baldige Einrichtung eines unabhängigen und selbstständigen palästinensischen Staates aus. Die folgenden Resolutionen 1402 und 1403 verlangen den unverzüglichen Rückzug Israels aus den Palästinenserstädten. Israelische Kampfhubschrauber beschossen nach Augenzeugenberichten in den Nacht zum Montag fast 20 Mal das Flüchtlingslager der autonomen Stadt Jenin. Demnach waren vor den Angriffen alle militanten Kräfte aufgefordert worden, sich zu ergeben. Aus Militärkreisen verlautete später, rund 150 mutmaßliche Mitglieder militanter Gruppen hätten kurz nach Mitternacht ihre Waffen abgeliefert. Ein Vertreter der radikal-islamischen Hamas-Bewegung bestritt dies jedoch. In Jenin hatten in den letzten Tagen einige der heftigsten Gefechte seit Beginn der jüngsten israelischen Militäroffensive stattgefunden. (APA/Reuters)