Wien - Die RCB will zur großen Drehscheibe für Wagniskapital - Venture-Capital und Private Equity - in Österreich werden. In diesem Bereich attestiert auch McKinsey-Experte Helmut Heidegger den Banken Potenzial. Im Investmentbanking war im Vorjahr bei Börsegängen und im Aktienhandel nichts zu verdienen. Diese Bereiche werden auch heuer kaum etwas abwerfen. Kredithandel und Kapitalvermittlung sowie die gesamte Palette der Begleitung und Beratung des Mittelstandes dagegen sind viel versprechend für die teilweise arg gebeutelten Investmentbanker. Mit nur 0,1 Prozent Wagniskapital, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, gehört Österreich zu den Schlusslichtern in Europa. Laut den jüngsten verfügbaren Daten wurden nur etwa 163 Mio. Euro an heimischen privaten Equity-Geldern investiert. Kapitalvermittler RCB-Investmentbank-Chef Gerhard Grund hat große Pläne. Er will als Kapitalvermittler agieren: "Wenn Banken Wagniskapital aus eigener Bilanz zur Verfügung stellen, dann geraten sie schnell in das Rechtsproblem eigenkapitalersetzender Darlehen." Grund will Kundengelder ins Wagniskapital führen. Er schätzt, dass etwa 2,5 Mrd. Euro dafür zu gewinnen sind. Das entspricht fünf Prozent der jetzt in Investmentfonds veranlagten Mittel. Eine Rendite von 15 Prozent pro Jahr bei einer zehnjährigen Behaltedauer nennt Grund als Bedingungen für solche Investments. Entsprechende Produkte stecken in Österreich noch in den Babyschuhen. Die CA-Tochter Mail hat damit begonnen, auch die Gutmann Bank orientiert sich derzeit hin zum Wagniskapital. Bis dato waren solche Fonds aus steuerlichen Gründen primär in Stiftungen üblich. Heimische institutionelle Investoren haben bis jetzt nur geschätzt ein Prozent ihres Gesamtanlagevolumens im Wagniskapital. Ein Grund dafür ist die Steuer. Ein Minenfeld, erklärt Grund-Mitarbeiter Martin Lang, seien Investments in ausländische Private Equity-Fonds: ungelöst vor allem das Bewertungsproblem der Fondsanteile. Szene geläutert Dass deutschen Banken im Vorjahr bis zu 60 Prozent der Venture-Capital-Investments abschreiben mussten und Anleger einigen börsenotierten Fonds (Swiss Life, Julius Bär) beim Pulverisieren zu- sehen mussten, soll nicht schrecken, sagt Grund. Er sei gegen Börsenotierungen solcher Fonds, da dies kurzfristiges Investment suggeriere, was falsch sei. Zweitens sei die Venture-Capital-Szene nach der Blase der späten Neunzigerjahre nun geläutert. Dass der Bedarf bei Unternehmen nach neuen Eigenkapitalquellen da ist, steht für Grund außer Zweifel. Verstärkend vor allem für größere Betriebe werden die neuen Eigenkapitalrichtlinien für Banken (Basel II) sein. Wesentlichstes Erfolgskriterium sei die Prüfung der Kandidaten, so Grund. "Ein Venturer muss das Unternehmen besser kennen als irgend jemand anderer; er muss es auch detaillierter prüfen, als das ein Bankberater je könnte." Damit könnte mehr Wagniskapital auch die wirtschaftliche Gesundheit verbessern. (Karin Bauer, DER STANDARD, Printausgabe 8.4.2002)