Wien - Aus der geplanten Anschaffung von Neigezügen zum Einsatz im grenzüberschreitenden Verkehr zwischen Österreich, Deutschland und der Schweiz wird nichts. Nach der Deutschen Bahn (DB) haben nun auch die ÖBB die Anschaffung von Zügen mit Neigetechnik endgültig abgeblasen. "Die Industrie hat zu Preisen angeboten, die deutlich über unseren Vorstellungen lagen", hieß es im Büro von ÖBB-Generaldirektor Rüdiger vorm Walde. "Das hätte sich nicht gerechnet." Wie hoch die Anbotpreise lagen, wollte man nicht sagen. Sämtliche Offerte hätten aber die knapp zwölf Mio. Euro, mit denen man pro siebenteiliger Garnitur ursprünglich gerechnet hatte, "deutlich übertroffen". Nun will man sich nach billigeren Alternativen umsehen, die den Bahnreisenden dennoch höheren Komfort und kürzere Reisezeiten garantieren sollen. Umsetzen will man das bis 2006. "TEE intakt" Die vor zwei Jahren vereinbarte Zusammenarbeit der drei Bahnen in der Trans European Excellence (TEE) sei trotz des geplatzten gemeinsamen Beschaffungsvorhabens intakt, hieß es. Ein Zeichen, dass die Zusammenarbeit funktioniere, sei die jüngst vereinbarte gegenseitige Anerkennung von Ermäßigungsausweisen. Mit Fahrplanwechsel Mitte Dezember werden Inhaber von ÖBB-Vorteilskarten 25 Prozent Ermäßigung bei Fahrten auf dem Streckennetz von DB und SBB erhalten. Umgekehrt können Inhaber deutscher Bahncards und Schweizer General- oder Halbtaxabos auch in Österreich billiger Zug fahren. Mit neuem Wagenmaterial, einheitlichen Tarifen und grenzüberschreitend tätigem Personal wollte die Schienenallianz ursprünglich schon ab 2005 die Fahrt aufnehmen. Am Ziel, den Airlines auf der Mittelstrecke Kunden abzujagen, habe sich nichts geändert. Mit ein Grund für die höheren Offertpreise der Industrie sei die deutsche Forderung nach Kompatibilität mit den ICE-T-Neigezügen gewesen, heißt es. ÖBB, DB und SBB wollten ursprünglich zusammen 130 Neigezüge bestellen und dadurch einen Mengenrabatt lukrieren. Bei den SBB zeigt man sich vom Absprung von DB und ÖBB wenig beeindruckt. Sie wollen 14 Neigezüge nun allein bestellen. (Günther Strobl, DER STANDARD, Printausgabe 8.4.2002)