Nahost
Geburtskirche in Bethlehem unter Beschuss
Sharon: Belagerung soll Palästinenser zur Aufgabe zwingen - Brand ausgebrochen - Palästinensischer Polizist getötet
Bethlehem - Israels Armee ist offenbar
entschlossen, die Palästinenser in der belagerten Geburtskirche in
Bethlehem zur Aufgabe zu zwingen. Im Parlament erklärte der
israelische Ministerpräsident Ariel Sharon am Montag, die Kirche
werde so lange von der Armee umstellt bleiben, bis die bewaffneten
Palästinenser sich ergäben. Israelische Soldaten und Panzer hatten
nach Angaben des palästinensischen Gouverneurs von Bethlehem die
Geburtskirche am Morgen beschossen, in der sich außer rund 200
teilweise bewaffneten Palästinensern auch Nonnen und Geistliche
aufhalten. Durch den Beschuss war ein Feuer in dem an das Gotteshaus
angrenzenden Kloster ausgebrochen. Die britische Regierung hat die israelischen Schüsse an der
Bethlehemer Geburtskirche als "vollkommen unakzeptabel" kritisiert.
Der Londoner Nahost-Beauftragte Ben Bradshaw nannte das Gewehrfeuer
im BBC-Rundfunk am Montag "die jüngste in einer langen Reihe von
vollkommen inakzeptablen Aktionen der israelischen Armee".
Am Morgen hatten israelische Scharfschützen einen Palästinenser
erschossen, als er das Feuer bei der Geburtskirche löschen wollte.
Israelische Soldaten und Panzer
haben die Geburtskirche zuvor unter Beschuss genommen. Dort
haben sich seit Tagen rund 200 Palästinenser verschanzt. Durch den
Beschuss der Kirche brach am Montagmorgen ein Feuer in dem an das
Gotteshaus angrenzenden Kloster aus. Ein palästinensischer Polizist,
der das Feuer zu löschen versuchte, ist nach palästinensischen
Angaben von einem israelischen Soldaten erschossen worden. Der Brand
sei höchstwahrscheinlich durch eine israelische Granate ausgelöst
worden. Mehrfach waren vor dem Gotteshaus Schüsse und kleinere
Explosionen zu hören.
Nach palästinensischen Angaben wurde Feuerwehrleuten schließlich
Zugang zum Krippenplatz gewährt, um das Feuer zu löschen. Sie hätten
aber nicht das Kirchengelände betreten dürfen. Die israelische Armee
erklärte, die Angelegenheit werde untersucht. Ibrahim Faltas, ein
ranghoher Geistlicher des Franziskanerordens in der Geburtskirche,
berichtete, er habe Schüsse direkt vor dem Tor gehört. Die vor dem
Gotteshaus stationierten israelischen Soldaten seien aber nicht in
die Kirche eingedrungen.
Der israelische Rundfunk meldete unterdessen, 200 Palästinenser
hätten nach heftigen Kämpfen im Flüchtlingslager von Jenin ihre
Waffen niedergelegt. Die Armee sei auch tiefer in die Altstadt von
Nablus vorgedrungen, die als Hochburg radikaler Palästinensergruppen
gilt. Den Angaben zufolge schworen dort verschanzte bewaffnete
Palästinenser, "bis zum Tode" weiterzukämpfen. Seit Beginn der
israelischen Großoffensive am Karfreitag sind in den
Palästinensergebieten nach israelischen und palästinensischen Angaben
etwa 200 Palästinenser getötet worden. (APA/Reuters)