Wien - Die unter dem Begriff Fettkrankheit subsumierten Krankheitsbilder, wie Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechsel-Störungen, Bauchfettsucht und die damit verbundenen Gefäßkomplikationen der Atherosklerose sind die häufigsten Todesursachen in der westlichen, industrialisierten Welt. Dennoch werden die Fettkrankheit und ihre Folgen (Herzinfarkt und Schlaganfall) in Österreich viel zu spät oder gar nicht behandelt.Das Lipidforum Austriacum, ein Zusammenschluss der führenden Stoffwechselexperten Österreichs, will mit einer breit angelegten Informationsoffensive das Bewusstsein in Ärzteschaft und Bevölkerung für die Risiken der "Fettkrankheit" schärfen und so jährlich 1.000 Menschenleben retten. "Tatsache ist, dass z.B. nur rund 2% der Diabetiker in Österreich dem neuesten Stand der Wissenschaft entsprechend mit Lipidsenkern behandelt werden. Weltweit anerkannte Richtlinien, die Normalwerte des Cholesterins betreffend, wurden in Österreich bis heute nicht umgesetzt. Damit ist die Qualität der medizinischen Versorgung nicht mehr gewährleistet", warnt Univ.-Porf. Dr. Helmut Sinzinger, Präsident des Lipidforum Austriacum. Zu langer Weg zur Umsetzung Ein Grund dafür: Während Wissenschaft und Forschung laufend neue Erkenntnisse bringen, dauert es bis zur - oft lebensrettenden - Umsetzung in die Praxis mitunter lange. Zu lange! Ärzte finden keine Zeit, sich mit der Vielzahl der Publikationen zum Themenkreis Fettkrankheit auseinander zu setzen. Außerdem sind die diversen Studien, Berichte von Forschungsergebnissen, Konsensusberichte und Therapieempfehlungen oft widersprüchlich und für den niedergelassenen Arzt unübersichtlich. So werden hoch aktuelle Informationen über neue Parameter, Erkenntnisse über zusätzliche Risikofaktoren und Therapieempfehlungen nicht kommuniziert. Die Folgen: Labors passen ihre Normwerte nicht an, die Bevölkerung ist über die möglichen Risikofaktorennicht ausreichend informiert, Patienten werden nicht richtig behandelt. Von den rund 40.000 Österreichern und Österreicherinnen, die jährlich an den Folgen von Herz-Kreislauferkrankungen sterben, könnten etwa 2,5 %, also rund 1.000 gerettet werden, fänden die Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung eine adäquate Umsetzung in der Praxis. Unter dem Motto "Lipidforum goes public" startet die Informationsoffensive, die Ärzte genauso wie Betroffene und Angehörige ansprechen möchte. Virtuelle Konferenzen Ärzte im Netz: Virtuelle Konferenzen sollen jenen Ärzten, die keine Zeit finden, Fortbildungs-Veranstaltungen zu besuchen, per Mouse-Klick den Zugriff auf den aktuellen Wissenstand ermöglichen. "Mit Hilfe dieser E-Learning Initiative soll ein breites Verständnis für die Zusammenhänge um diese komplexe Krankheit erreicht werden. Die Konferenzen richten sich nämlich zwar vornehmlich an Ärzte und Ärztinnen, sind aber auch für andere Gesundheitsberufe interessant", so Univ.-Doz. Dr. Harald Kritz, Initiator und Koordinator der virtuellen Konferenzen und Mediensprecher des Lipidforums. "Alle zwei Wochen wird ein neues Thema behandelt. Neben dem gestreamten Video wird auch weiterführendes Material zum Download angeboten". Patienten im Netz: Auch die Patienten sollen nicht "nur" von ihrem Arzt informiert werden, sondern im www etwas für ihre Gesundheit tun (können). In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsportal http://www.netdoktor.at werden Infos über die Fettkrankheit auch speziell auf die Bedürfnisse von PatientInnen und deren Angehörigen zugeschnitten präsentiert. (pte)