Tel Aviv - Jüdische Organisationen befürchten durch den Konflikt mit den Palästinensern eine neue Qualität des Antisemitismus weltweit. "Der Antisemitismus der vergangenen zehn Tage war der schlimmste, den wir seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt haben", sagte der Generalsekretär des Jüdischen Weltkongresses, Avi Beker, am Montag in Tel Aviv bei der Vorstellung des Antisemitismus-Berichts 2001. Er warf den europäischen Regierungen vor, nicht hart genug gegen anti-jüdische Proteste vorzugehen. "Wir sehen eine unheilige Allianz zwischen der extremen Rechten, der extremen Linken und Moslems", sagte Beker weiter. Dina Porat vom Antisemitismus-Institut der Universität Tel Aviv beklagte, durch den gegenwärtigen Konflikt gebe es eine zunehmende Verwischung zwischen Antisemitismus und Antizionismus - also dem rassistischen Hass gegen Juden und der Ablehnung der Politik des Staates Israel. Radikale Moslems verbreiteten einen "neuen Antisemitismus" als Instrument gegen die Politik des Westens und Israels im besonderen. "Die Welle des Antiseminitismus begann Hand in Hand mit dem Start der zweiten Intifada im September 2000", sagte Porat. Zudem hätten sich die Angriffsziele verändert. Waren es zuvor meist jüdische Monumente und Grabsteine, so richteten sich Attacken neuerdings verstärkt gegen Synagogen und Juden in den Straßen. Im Jahr 2001 seien weltweit 50 Übergriffe gegen jüdische Personen und 178 größere Attacken gegen jüdisches Eigentum registriert worden, vor allem nach den Terroranschlägen am 11. September und durch moslemische Täter. In Osteuropa und den USA seien solche Anschläge im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Die meisten Fälle habe es in Großbritannien (39), Frankreich (30) und Russland (28) gegeben. Die Zahl in Deutschland betrage 15. Zähle man die Ausschreitungen der vergangenen Tage in Frankreich dazu, erhöhe sich die Zahl dort auf mindestens 40.(APA/dpa)