Unternehmen
Post: Streik abgewendet
Betriebsrat und Vorstand schließen Frieden - Keine "Zerschlagung"
Wien - Streiks in der Österreichischen Post AG sind nun
endgültig vom Tisch. Post-Vorstand und Betriebsrat haben am Dienstag
nach einer zweitägigen Klausur am Semmering "Frieden" geschlossen.
Das Ergebnis ist eine fünf Punkte umfassende Erklärung des
Post-Managements. Die Kernaussage: Die vom Betriebsrat heftig
kritisierte Aufteilung der Post in fünf Sparten führt nicht zur
Zerschlagung der Post. Eine gesellschaftsrechtliche Trennung der Post wird vom Vorstand
nicht angestrebt und auch dem Eigentümer nicht vorgeschlagen, heißt
es in der Erklärung. Außerdem verfolge der Vorstand das Ziel, "den
Bestand des Unternehmens langfristig abzusichern".
Prozessveränderungen würden nur dann vollzogen, wenn sie die
Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Unternehmens verbessern, den
Kundenbedürfnissen entsprechen, die Kostenvorteile von Synergien
zwischen den Sparten nutzen und die Gesamtkosten nicht erhöhen.
Start für Spartenorganisation im Juli
Auch Sicht des Managements hat "die
Vernunft" in der Österreichischen Post AG gesiegt. Das Konzept, dass
bereits im August 2001 beschlossen wurde, sein nun soweit, dass es
auch der Betriebsrat angenommen habe. Die operative Umsetzung der
Spartenorganisation werde nun, wie geplant, mit 1. Juli 2002
beginnen, so Post-Unternehmenssprecher Michael Homola am Dienstag.
Gewerkschaft zufrieden
Die Belegschaftsvertretung zeigte sich am Dienstag erfreut. "Mit
der Erklärung des Vorstands wurde eine Spartenorganisation,
wie wir sie befürchtet haben, verhindert. Die Post wird ein
integriertes Unternehmen bleiben", sagte der oberste
Post-Gewerkschafter Gerhard Fritz. Die Befürchtung des Betriebsrats, dass durch die
Spartenorganisation 11.000 Arbeitsplätze gefährdet und 250 Mill. Euro
Mehrkosten verursacht würden, seien unter diesen Vorgaben entkräftet.
Der Betriebsrat wolle das selbe Versprechen aber nun auch dem
Eigentümer abringen, so Fritz.
Sonderbudget für Härtefälle
Der Vorstand hat im Zuge der Erklärung von Dienstag indes auch
zugesichert, für Härtefälle im Zuge von Umstrukturierungen (auch im
Bereich der Postämterschließungen) ein Sonderbudget von 4 Mill. Euro
einzurichten. Bei Arbeitsplatzeinsparungen werde gemeinsam mit dem
Betriebsrat vorgegangen. Personalkürzungen sollen auf Basis bereits
bestehender Modelle auf regionaler Ebene durchgeführt werden. Bei
Bedarf sollen diese Modelle auch inhaltlich weiterentwickelt werden.
Außerdem versicherte der Vorstand dem Betriebsrat, dass Logistik
und Distribution Kernkompetenz der Österreichischen Post AG seien,
die dauerhaft durch die Beschäftigten des Unternehmens erbracht
werde.
Verhandlungskatalog
Darüber hinaus wurde als Ergebnis der Klausur ein
Verhandlungskatalog mit 24 Punkten festgelegt, der unter anderem die
strittigen Punkte der Schichtdienstzulage, der Überstundenhandhabung,
der Urlaubsabwicklung und der Dienstkleidung umfasst. Die Punkte
sollen bis zum 22. Mai 2002 ausverhandelt werden. (APA)