Nahost
Israelische Soldaten rücken in Hebron ein
Zwei Tote Palästinenser bei Militäroffensive in Dora
Jerusalem/Nablus - Die israelischen Streitkräfte sind am Dienstag
in Hebron im Westjordanland eingerückt. Mehrere gepanzerte Fahrzeuge
rollten in die Stadt. Ob es sich bei der Militäraktion um eine
längerfristige Belagerung einer weiteren palästinensischen Stadt
handelte, war zunächst nicht klar. Zuvor hatte Israel unter dem Druck
der Vereinigten Staaten seine Truppen aus dem Stadtgebiet von
Kalkilia und Tulkarem abgezogen. Zugleich marschierten Soldaten in
die Kleinstadt Dora ein. In Bethlehem dauerte die Belagerung der
Geburtskirche an; aus Nablus und Jenin wurden weiter Gefechte
gemeldet.Neue Offensive nach Rückzug
Israel ist am frühen Dienstagmorgen nach
Augenzeugenberichten überraschend in die Stadt Dora im südlichen
Westjordanland eingerückt. Die neue Offensive erfolgte, während sich
die israelischen Soldaten aus den nördlichen Städten Tulkarem und
Kalkiliya zurückzogen. Den Augenzeugen zufolge rollten Panzer und
gepanzerte Mannschaftswagen kurz vor Morgengrauen nach Dora ein.
Kampfhubschrauber hätten ihnen Deckung aus der Luft gegeben. Überall
in der Stadt seien Feuerwaffen zu hören gewesen.
Bei der Besetzung von Dora haben die israelischen Soldaten am Dienstagmorgen
nach palästinensischen Angaben zwei Palästinenser getötet.
Augenzeugen berichteten, von einem Hubschrauber aus seien Schüsse auf
die beiden Personen abgegeben worden, die gerade eine Moschee
verlassen hätten. Von palästinensischen Krankenhäusern gab es
zunächst keine Bestätigung. Die israelische Armee war zuvor mit
Panzern und unterstützt von Hubschraubern in den Ort eingerückt und
hatte ihn vollständig besetzt. Ein israelischer Armeesprecher sagte,
der Einmarsch sei erfolgt, um zur Fahndung ausgeschriebene
Palästinenser festzunehmen und Waffen zu beschlagnahmen.
Die israelische Armee beendete unterdessen ihren Abzug aus
Kalkilia und Tulkarem im Norden des Westjordanlandes. Die Truppen
hätten ihre Mission in beiden Städten beendet und außerhalb neue
Stellungen bezogen, erklärte ein Armeesprecher. Beide Städte seien
eingekreist. Augenzeugen hatten zuvor von dem Abzug der Armee aus
beiden Städten berichtet. In anderen Gebieten des Westjordanlandes
sollten die Militäraktionen dem Sprecher zufolge fortgesetzt werden.
US-Außenminister Colin
Powell bezeichnete den israelischen Rückzug nach Angaben der BBC als
"ermutigend, aber nicht ausreichend".
Ben Elizer: Kalkiliya und Tulkarem bleiben abgeriegelt
Der israelische Verteidigungsminister Benjamin Ben Elieser hatte
am späten Montagabend erklärt, terroristischen Infrastruktur in
Kalkiliya und Tulkarem sei ein schwerer Schlag versetzt worden. Es
seien zahlreiche mutmaßliche Terroristen festgenommen und viele
Waffen beschlagnahmt worden. Die Armee werde die beiden Städte
allerdings weiterhin abriegeln und die Sperrzone sogar verstärken,
hieß es.
US-Präsidialamtssprecher Ari Fleischer bezeichnete den Teilabzug
als "einen Anfang". US-Vermittler Anthony Zinni hatte sich am
Vorabend mit Israels Ministerpräsident Ariel Sharon getroffen, um ihm
nach den Worten eines Sprechers von US-Präsident George W. Bush die
"klare Botschaft" zu vermitteln, dass der Präsident den Rückzug
"jetzt" erwarte. (APA/Reuters/AP)