Wintersport
"Ich bin hier gar nichts"
Reinhard Divis, seit Montag erster NHL-Österreicher, schwärmt vom hohen Spielniveau und dämpft die Euphorie um seinen Einsatz
St. Louis - Reinhard Divis blickte am Montagabend MESZ mit
Freude auf seinen aus österreichischer Sicht historischen Einsatz bei
den St. Louis Blues zurück. "Es war ein Super-Erlebnis. Ich habe
überhaupt nicht erwartet, dass ich spiele. Daher hatte ich gar keine
Zeit zum Nachdenken", sagte der 26-jährige Wiener. Ob er für das
Dienstag-Match der Blues gegen die Nashville Predators beim Team
bleibt, oder zum Farmteam, den Worcester Ice Cats
, zurück kehrt,
erfuhr er erst am Spieltag.
Mit Polizeieskorte zur Halle
Die Umstände seines ersten Einsatzes waren allerdings schon
besondere, wie der 70-fache Internationale
erzählte. Nummer-eins-Goalie Brent Johnson, der zuletzt immer im
Gehäuse der Blues gestanden war, hat sich laut Divis an der Schulter
verletzt. Es folgte ein Anruf in Worcester am Sonntagvormittag, dann
ein Drei-Stunden-Flug von Boston nach St. Louis. "Ich bin erst
eineinhalb Stunden vor dem Spiel mit einer Polizeieskorte vom
Flughafen zur Halle gebracht worden", berichtet Divis.
"Nicht für Österreich"
Und dann, nach einigen Patzern des zweiten Tormanns Fred
Brathwaite, durfte er bei 1:3 erstmals aufs NHL-Eis. "Es war recht
positiv und wichtig, dass ich kein Tor gekriegt habe. Nachdem wir den
vierten Treffer ins leere Tor bekommen haben, habe ich ja eigentlich
1:0 gewonnen", scherzte Divis, der nach dem Spiel schon einige Fragen
beantworten musste. "Es waren einige Kameras und Reporter da. Sie
haben alle gefragt, ob schon einmal ein Österreicher in der NHL
gespielt hat." Allerdings will Divis dies nicht zu sehr hervor
kehren. "Eishockey spiele ich hier ja für mich selber, nicht für
Österreich."
"Das Niveau ist ein Wahnsinn"
Der bescheidene zweifache Olympiateilnehmer nahm sogar seinen
Kollegen Brathwaite in Schutz: "Brathwaite hat selbst zwei Monate
nicht mehr gespielt, weil Johnson immer im Tor stand. Das Niveau ist
ein Wahnsinn da und dann kommst du nach so einer Pause gleich gegen
Colorado Avalanche aufs Eis." Seine Mannschaft in St. Louis sei so
gut, dass nur selten Schüsse durchkommen. "Aber wenn was kommt, dann
ist es gleich sehr gefährlich." Für einen Tormann freilich eine
schwere Aufgabe. "Und darum muss ich Fred in Schutz nehmen."
"Ich bin hier gar nichts"
Divis bestätigte auch, dass sich die Blues vor einiger Zeit um
Tormann-Größen wie Dominik Hasek oder Mike Richter bemüht hatten.
Doch das klappte nicht und nun ist die Trade-Deadline ja vorbei. Wie
es mit ihm persönlich weiter geht, wird sich in der nächsten Woche
entscheiden. Sein Einjahres-Vertrag läuft mit Saisonende aus. Ob ihm
sein erster Auftritt bei den Verhandlungen vielleicht ein bisschen
helfen kann? "Ich bin hier gar nichts. In Europa kannst ein Superstar
sein, aber wenn du hier als Ausländer herkommst, dann fängst von ganz
unten an und das ist meiner Meinung nach ja auch richtig", bleibt
Divis auf dem Boden. "Ich muss schauen, dass ich auch im Farmteam
immer eine Topleistung bringe."(APA)