Kunst und Kultur
"Situationistinnen und andere..."
Die Neuinszenierung des Lesestücks in der Wiener Generali Foundation spannt Männer ein
"Situationistinnen und andere ..." entstand 1998 aus Recherchen zu
Frauen in der Situationistischen Internationale. Die Frage nach der
Position und Rezeption der in der situationistischen Internationale beteiligten Frauen erwies sich für die Autorinnen Ulrike Müller und Patricia Reschenbach als schwer recherierbares Thema, da bisher nichts dazu publiziert
worden war. Bei einem Treffen mit der Künstlerin Jacqueline de Jong,
die von 1959 bis 1962 Mitglied der SI war, konnten Fragen nach
Feminismus, Arbeit in der Gruppe und dem Umgang mit kollektiven
Strukturen gestellt werden - wobei das Interesse der Autorinnen stark von den
eigenen Erfahrungen in der Freien Klasse Wien geprägt war, die
damals das größere Umfeld für das Projekt bildete. Die Recherche
mündete in eine Serie von Zeichnungen und einem Lesestück, das bei
einem Vortrag in Berlin aufgeführt und 2001 bei b_books
veröffentlicht wurde.Neuinszenierung mit Männern
Auf Grund historischer Recherchen und theoretischer Überlegungen sollte das Lesestück im Rahmen der Ausstellung "Die
Gewalt ist der Rand aller Dinge" (Anm.: aktuelle Ausstellung in der Generali Foundation Wien)mit drei männlichen Personen aus der
Wiener Kunstszene neu inszeniert werden. Alter, Aussehen, Stil und
Haltung oder "Image" - eine vermutete Aufgeschlossenheit dem Thema
gegenüber - waren ausschlaggebend für die Auswahl konkreter Personen.
Das Geschlecht der lesenden Personen ist den Autorinnen wichtig, da ihrer Meinung nach
feministische Projekte von Frauen oft als Minderheitenprogramm
rezipiert werden und der Kampf gegen
strukturelle Sexismen und verschiedene Formen der Diskriminierung von
Frauen nach Möglichkeit gemeinsam mit Männern - nämlich mit
Feministen - geführt werden muss.
Gage als Spende
Die Lesenden werden gebeten, ihre Gage freiwillig einer feministischen Organisation zur Verfügung stellen. In diesem Fall soll der Verein DOWAS für Frauen unterstützt werden, der in Innsbruck ein Wohnprojekt für wohnungslose Frauen und ihre Kinder betreibt. Mit dem Geld kann zumindest für ein Jahr garantiert werden, dass zweimal im Monat ein männlicher Kinderbetreuer engagiert wird. Ihre Spende sehen die Autorinnen als Initiative gegen die Essentialisierung geschlechtsspezifischer Arbeitstrennung sowie als Gelegenheit für Männer in einem feministischen Sinne aktiv zu werden. (red)