IT-Business
JoWooD nach Libro-Pleite und Terroranschlägen mit Verlusten
EGT drehte von plus 3 Mill. Euro auf minus 806.000 Euro - Kein Erfolg für "World War III"-Spiel nach 11. September
Der börsenotierte steirische Computerspielehersteller
JoWooD
(Rottenmann) ist im abgelaufenen Geschäftsjahr 2001 trotz
eines von 16,3 auf 41,6 Mill. Euro verbesserten Umsatzes beim
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) mit minus 806.000
Euro (2000: plus 3,0 Mill. Euro) und einem Jahresergebnis vor
Minderheitenanteil von minus 464.000 Euro (2,4 Mill. Euro) deutlich
in die roten Zahlen gerutscht. Ausschlaggebend dafür waren kräftige
Umsatz- und Ergebnisrückgänge bei der Vertriebstochter Dynamic
Systems, hervorgerufen durch die Libro-Pleite und eine
Produktverschiebung nach den Terroranschlägen vom 11. September.
Weiters habe sich die erstmalige Vollkonsolidierung von Leisuresoft
umsatzmindernd ausgewirkt, teilte das JoWooD-Vorstandsduo Andreas
Tobler und Uwe Deisenhammer am Dienstag in Wien bei der
Bilanzpressekonferenz mit.
Libro war wichtigster Handelspartner
Libro sei vor der Pleite der wichtigste österreichische
Handelspartner gewesen, so Deisenhammer. 30 Prozent oder 40 bis 50
Mill. S (2,91 bis 3,63 Mill. Euro) des Jahresumsatzes sind laut
Deisenhammer auf Libro entfallen. Dieser Anteil sei in der
Zwischenzeit auf einige wenige Prozent zurück gegangen. Sehr viel der
an Libro gelieferten Ware sei in der Folge zurück gestellt worden.
Die Umschichtung auf andere Handelsorganisationen erfolge nur Schritt
für Schritt. "Diese Situation ist aber einmalig", sagte Deisenhammer,
der darin auch einen positiven Effekt sieht: "Die Kundenstruktur ist
jetzt besser aufgeteilt."
Wie stark sich die Umsatzeinbußen durch die Libro-Pleite
ergebnismäßig ausgewirkt haben, sagte Deisenhammer nicht. Nachdem
JoWooD aber bei Computerspielen mit einem Margenanteil von 18 bis 20
Prozent rechnet, könnte das Ergebnis davon mit bis zu 720.000 Euro
belastet worden sein. Teile des durch die Libro-Pleite verloren
gegangenen Umsatzes würden jetzt durch die einzige noch verbliebene
große österreichische Elektronik-Handelskette, die
MediaMarkt/Saturn-Gruppe, sowie von Niedermeyer, Cosmos und Hartlauer
aufgefangen.
Kein Erfolg für "World War III"-Spiel nach 11. September
Ein weiterer wesentlicher Verlustträger im Vorjahr war laut
JoWooD-Angaben das Spiel "World War III". Obwohl die Veröffentlichung
wegen der Terroranschläge vom 11. September in den Oktober verlegt
worden war, sei der Verkaufserfolg deutlich unter den Erwartungen
geblieben. Es habe zahlreiche Stornierungen aus Deutschland und den
USA gegeben. Das hat laut Finanzvorstand Deisenhammer "starke
Ergebniseffekte" gehabt, da die bis dahin angelaufenen gesamten
Entwicklungskosten bei Veröffentlichung üblicherweise abgeschrieben
werden. Die Höhe der Ergebniseffekte wurde nicht genannt. Eine
kurzfristige Änderung des Titels sei bei dem Spiel, bei dem es
eigentlich um die Verhinderung eines Dritten Weltkrieges gehen, nicht
mehr möglich gewesen.
Negative Zahlen auch bei Dynamic Systems
Das Jahr 2001 sei für die Vertriebstochter Dynamic Systems nicht
gut gelaufen, sie habe negativ abgeschlossen, sagte JoWooD-Chef
Andreas Tobler, am Rande der Pressekonferenz zur APA. Tobler hält
über seine Privatstiftung mit 49,9 Prozent die Mehrheit an Dynamic
Systems. Weitere 30 Prozent werden von der französischen Infogrames
gehalten und 20,1 Prozent entfallen auf JoWooD.
Da JoWooD aber mit 70 Prozent der Stimmrechte zu 100 Prozent die
Kontrolle über Dynamic Systems ausübt, werden die Dynamic
Systems-Bilanzzahlen "line by line" in die JoWooD-Bilanz übernommen
und erst bei den Minderheitenanteilen anteilsmäßig (2001: 2,7 Mill.
Euro) wieder herausgerechnet. So kommt es auch dazu, dass JoWooD nach
Minderheiten für 2001 ein positives Ergebnis von 2,2 nach 1,6 Mill.
Euro ausweist.(APA)