Wien - "Die vormals dünne Verdachtslage hat sich nicht erhärtet", meinte Rechtsanwalt Martin Gregor, Rechtsbeistand des in der Vorwoche festgenommenen Wiener Mafia-Jägers Josef B. (51), am Dienstagnachmittag, nachdem er erstmals Einblick in die Akten nehmen hatte können. Sein Mandant sitzt gemeinsam mit zwei weiteren EDOK-Beamten in U-Haft, weil die Sonder-Ermittler dem mutmaßlichen polnischen Mafia-Paten Jeremiasz B. der Amtsverschwiegenheit unterliegende Informationen weitergegeben haben sollen. Jeremiasz B. wurde im Sommer 2001 von einer Sonderkommission der Kriminalabteilung für Niederösterreich aus dem Verkehr gezogen: Er soll den Mordanschlag auf den früheren polnischen Sportminister Jacek Debski in Auftrag gegeben haben. Der Ex-Minister - mit B. verwandt - ist am 11. April 2001 in Warschau auf offener Straße erschossen worden. Eine Abteilung der mit Ende Dezember 2001 offiziell aufgelösten Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität (EDOK) dürfte seit längerem intensiv mit gegen Jeremiasz B. gerichteten Ermittlungen zu diesem Mordfall betraut gewesen sein. Eine andere wiederum - so hört man - soll den Polen als V-Mann benützt haben. Angeblich soll er vom Innenministerium dafür auch Prämien erhalten haben. Verhängnisvolle Kommunikationsprobleme Nach Darstellung von Anwalt Martin Gregor sollen Oberst Josef B., Chefinspektor Josef H. (45) und Thomas S. dabei zwischen die Fronten geraten sein. Farid Rifaat, Rechtsbeistand von Josef H., spricht gar von "Grabenkämpfen" und einem "Intrigenspiel". In der Anzeige gegen die EDOK-Beamten heißt es, diese hätten im Vorjahr begonnen, Informationen zu verraten, was andere EDOK-Ermittler behindert und ihre Arbeit massiv erschwert habe. Sogar das Leben der Kollegen wäre durch den angeblich unzulässigen Informationsfluss am Spiel gestanden, weil ihre Ermittlungsschritte vorab bekannt geworden seien, heißt es. "Das ist komplett schwammig dargestellt", erklärte dazu nun der Anwalt von Josef B. Der Oberst sei bei dienstlichen Kontakten ständig "verkabelt" gewesen, habe penibel Buch geführt, und nach Auswertung des sicher gestellten Materials werde sich seine Schuldlosigkeit erweisen, zeigte sich Gregor zuversichtlich. Der Advokat hält es für möglich, dass sich im gegenständlichen Fall "interne Kommunikationsschwierigkeiten" als letzten Endes verhängnisvoll erwiesen haben. Offenbar dürfte man innerhalb der EDOK nicht alles untereinander abgesprochen haben. Josef B. jedenfalls - sein Rechtsvertreter bescheinigt ihm ein "Prototyp eines altruistischen Kriminalbeamten" zu sein - ist dem Vernehmen nach in seiner Zelle im Landesgerichtlichen Gefangenenhaus am Boden zerstört und hofft auf seine baldige Freilassung. Bis zum 17. April muss er sich wohl oder übel in Geduld üben: Dann erst wird die nächste Haftprüfung stattfinden. (APA)