Venezuela
Generalstreik in Venezuela verlängert
Erdölexporte kommen zum Erliegen
Caracas - Der Konflikt in der venezolanischen
Erdölindustrie spitzt sich weiter zu. Nach einem 24-stündigen
Generalstreik am Dienstag erklärten die Wirtschaftsvereinigung
Fedecamaras und der Gewerkschaftsdachverband, der Ausstand werde am
Mittwoch fortgesetzt und könnte auch bis Donnerstag andauern. Die
Streikenden fordern die Entlassung der Geschäftsführung des
staatlichen Ölkonzerns PDVSA. Diese war von Präsident Hugo Chavez
persönlich eingesetzt worden, was ihm den Vorwurf der zu großen
Einflussnahme auf die Wirtschaft eingetragen hatte. Die größte Raffinerie des Landes war am Dienstag kaum noch
funktionsfähig, andere Werke mussten völlig still gelegt werden. Auch
die Verschiffung von Erdöl kam zum Erliegen. Mehrfach gab es
Zusammenstöße zwischen Streikenden und der Polizei, wobei nach
Behördenangaben mindestens 18 Menschen verletzt wurden.
Gewerkschaftssprecher bezichtigten die Regierung unterdessen der
Medienzensur. Die offizielle Berichterstattung über den zur
Unterstützung der PDVSA-Beschäftigten begonnenen Ausstand stimme
nicht mit der Realität überein.
Zahlreiche Raffinerien des staatlichen Erdöl-Unternehmens
Petroleos de Venezuela (PDVSA) blieben am Dienstag geschlossen oder
drosselten die Produktion, wie aus Industriekreisen verlautete. Die
Berichte widersprachen einer Versicherung von Staatspräsident Hugo
Chavez, der davon gesprochen hatte, dass die Produktion bei PDVSA zu
100 Prozent weiterlaufe.
Beschäftigte der PDVSA protestieren bereits seit sechs Wochen
gegen von Chavez eingesetzte Konzernvorstände, die nach ihrer Ansicht
wegen politischer Loyalität und nicht wegen beruflicher Qualifikation
in den Vorstand berufen wurden. Die CTV vertritt die Interessen von
rund einer Million Beschäftigten in der Ölindustrie, im Öffentlichen
Dienst und in anderen Bereichen. Die Wirtschaft des Landes ist
weitgehend von den Ölexporten abhängig, und PDVSA gehört zu den
Hauptlieferanten des US-Marktes.
Der linkspopulistische Chavez war nach einem gescheiterten Putsch
im Jahr 1992 vor drei Jahren durch demokratische Wahlen an die Macht
gekommen. Mittlerweile wächst jedoch der Widerstand in der
Bevölkerung und in der Wirtschaft gegen den vielfach als autokratisch
empfundenen Regierungsstil des Präsidenten. Kritiker werfen ihm vor,
eine Herrschaft nach kubanischem Muster errichten zu wollen. (APA/Reuters)